Mit Lea 04/07/18
Unstabiles Wetter bewegt uns dazu, einen Teil unserer Hochtourenferien auf der schönen Albignahütte zu verbringen, da von hier aus zu schönen Touren gestartet werden kann, bei denen man früh wieder zurück ist - zum Beispiel die Überschreitung des Piz Casnil! Kurz nach halb sechs marschieren wir zügig auf gutem Weg Richtung Pass da Casnil Sud, den wir kurz nach sieben Uhr erreichen. Die ersten Meter im Abstieg nach Osten sind wegen der Steilheit und dem sehr losen Geröll recht unangenehm. Danach folgt ein steiles Firnfeld, bei dem Leichtsteigeisen oder ein Pickel hilfreich gewesen wären; mit etwas Konzentration und Geduld geht es aber auch ohne.
Über Geröll und Firnfelder gelangen wir zum Einstieg, wo eine nach rechts verlaufende Grasrampe mit Wegspuren auf den Grat leitet. Wir pausieren ausgiebig mit gutem Blick in den Fornokessel und kraxeln dann kurz vor 8 Uhr seilfrei über den vorerst leichten Grat. Den ersten Teil des Grates bis zur Scharte könnte man weiterhin seilfrei in einfachem Gelände auf der Nordseite umgehen. Wir wollen aber zu ein paar zusätzlichen Klettermeter kommen und versuchen es wenn immer möglich direkt über den Grat - was für ein herrlicher, fester Fels!
In der Scharte beginnt nun der eigentliche Route über den Ostgrat, die ab und zu direkt auf der Kante, meistens aber einige Meter nördlich davon verläuft. Ein paar alte Schlaghaken bestätigen, dass man auf der richtigen Route ist - wirklich vertrauen will man ihnen aber nicht mehr...
Die Schwierigkeiten liegen meist im 3. Grad, somit kann zum grossen Teil simultan geklettert werden. Es gibt aber doch ein paar Seillängen, wo über längere Strecken im oberen 4. Grad geklettert wird. Eine davon ist eine mit Bergschuhen gar nicht mal so triviale Platte mit seichter Rissspur, die sich schlecht absichern lässt. Weiter oben folgen dann gleich nacheinander zwei äusserst coole Seillängen. Bei der ersten muss man sich über einen Aufschwung um eine Kante manövrieren, und von da in einen gut handbreiten Riss hinüber spreizen, welchem man dann für etwa 7 Meter folgt. Anschliessend klettert man erst rechts-, dann linkstraversierend über Platten und an Untergriffen und Piazschuppen wieder auf den Grat - fantastische Kletterei und gut mit Cams absicherbar.
Nun wird es wieder einfacher und wir können auf Standplatzsicherung verzichten, auch wenn doch noch ordentlich geklettert werden darf. Die Wegfindung ist nicht immer sofort klar, aber im Prinzip darf ja hier überall geklettert werden - man halte sich einfach an den Weg der am leichtesten aussieht. Die Tatsache, dass wir kurz unterhalb des Schlussgrates beim Routenbuch vorbeikommen, bedeutet wohl, dass wir es mit der Routenwahl nicht so schlecht getroffen haben.
Über einen luftigen aber einfachen Blockgrat erreichen wir um viertel vor 12 den Gipfel, wo wir ausgiebig rasten. Anschliessend steigen wir am halblangen Seil über den Südgrat ab. Dieser ist zwar kurz, bietet aber ebenfalls schöne Kraxelei im 2. Grat (evtl. Stellen knapp 3). Beim Pass da Casnil Nord müssen wir nur kurz über ein Geröllfeld absteigen, bevor wir dann bis zu den Seen südlich des Punktes 2692 m fast durchgehend Schneefelder nutzen können. Diese sind zwar zum Rutschen zu steil, erleichtern aber den Abstieg enorm. So erreichen wir trotz ausgiebiger Badepause bei den Seen beim Punkt 2563 m nach 2h Stunden vom Gipfel die Albignahütte. Alles in allem trotz der Kürze bezüglich Felsqualität und Panorama eine äusserst lohnenswerte Bergschuhklettertour.
Gipfel: | Piz Casnil |
Route: | Aufstieg Ostgrat, Abstieg Südgrat |
Ausgangspunkt: | Capanna d l'Albigna |
Höhe: | 3187m |
Schwierigkeit: | 4b |
Material:
|
40 m Seil, Zackenschlingen, 3-4 Cams (0.3-1), evtl. 1er doppelt plus ein 2er, lange Schlingen für Standplätze |
Führer: |
SAC Führer Bündner Alpen 5 |