Mit Xavier 16/06/21
Kurzbeschrieb: Steigt man im Anschluss an die Kletterroute zum Vorab Gipfel auf, ist die Vorab Westwand eher als Bergtour denn als Mehrseillänge einzuordnen und bietet somit ein vielfältiges Spektrum an alpinen Herausforderungen für einen gut gefüllten Tag. Die eigentliche Kletterei ist nie sehr schwierig aber auch nicht trivial und reicht von Platten-, Wand- und typisch alpiner Verschneidungskletterei bis zu für den Grad ordentlich steilen Aufschwüngen. Trotz einigen sehr schönen Bewegungen und Seillängen ist der Fels allerdings vielfach auch unzuverlässig, und die Route besticht vielmehr durch ihre kühne Linie, die durch die imposante Westwand führt, denn durch reinen Klettergenuss.
Material: Gute Schuhe (Bergschuhe mit harter Sohle von Vorteil); Leichtpickel, falls das steile Schneefeld beim Einstieg hart ist - beim Aufstieg zum Gipfel auch Leichtsteigeisen; 50 m Halbseile, 12 Exen (viele lange), Bandschlingen zur Reduktion des Seilzugs; Cams und Keile sind nicht nötig und können kaum eingesetzt werden.
Führer: SAC Glarnerland oder hier:
Anforderungen: Der Zustieg verläuft - jedenfalls wenn das Bachbett zu viel Wasser hat, um darin aufzusteigen - fast ständig im T5-T6-Gelände und erfordert entsprechende Übung. Auch die eigentliche Route ist trotz recht guter Absicherung ein alpines Unternehmen, der Fels vielerorts unzuverlässig. Selbst wenn die Schwierigkeiten mit maximal 5c+ nicht allzu hoch sind, so ist die Bewertung sicher nicht geschenkt und mit schwerem Rucksack und nicht unbeträchtlichem Seilzug eben auch nicht mit Klettergartentouren zu vergleichen. Die Wegfindung ist dank den Bohrhaken einfach, eine gewisse Voraussicht um allzu starken Seilzug zu verhindern aber von grossem Vorteil.
Für den weiteren Aufstieg zum Vorab Gipfel ist einiges an alpiner Erfahrung in sehr brüchigem II- bis III-Gelände und je nach Jahreszeit in steilen Firnfeldern notwendig; gesichert werden kann kaum. Wem der Zustieg schon haarig vorkommt, seilt also besser über die Route ab, statt zum Gipfel aufzusteigen.
Zustieg: Vom Waffenplatz Wichlen (Elm)
geht's dem Wanderweg Richtung Panixerpass entlang, bis man auf ca. 1680 m in die markante Leidrus einbiegt. Man folgt je nach Wasserstand dem Flussbett oder hält sich bei viel Wasser
erst kurz rechts, später aber dann links davon. Hier geht es über lehmige Schuttbänder und mit brüchigem Fels durchsetzte Grashänge aufwärts, bis man den Gratrücken Hinter Spienggen
erreicht. Diesem folgt man bequem aufwärts bis auf die Höhe des gut erkennbaren Einstiegs. Nun quert man problemlos die Geröllhalde und steigt über das im Frühsommer oftmals steile
Firnfeld zum Einstieg (ca. 2h, wenn man im Bachbett aufsteigen kann möglicherweise kürzer). Je nach Verhältnissen ist der Einstieg abschüssig, so seilt man sich entweder vorher an oder geht die
erste Länge (3b) noch seilfrei, und macht sich am ersten, äusserst geräumigen und bequemen Standplatz zur Kletterei bereit.
Aufstieg zum Gipfel: Der Verlauf hängt etwas von den Schneeverhältnissen ab und man verlässt sich am besten auf seinen Instinkt. Ich fand die Beschreibung von Jan Nagelisen auf Gipfelbuch gut zutreffend, deshalb übernehme hier die etwas gekürzte Beschreibung: "Vom Ausstieg der Westwand steigt man seilfrei (schlau sichern kann man in dem Bruch sowieso nicht) über zum Teil sehr brüchige, einfache Felsen zum Gipfel des Vorab auf. Man folgt dazu zuerst dem flachen Grat bis unter den ersten Steilaufschwung. Hier wird auf brüchigen Bändern und Firnfeldern in die Nordflanke (links) gequert. Sobald es das Gelände ohne schwierige Kletterei zu lässt, steigt man dann leicht nach links haltend hoch und visiert ein kleines Pässchen mit einem Felsturm an. Kurz vor dem Turm dreht man nach rechts weg und quert über ein nahezu horizontales, schwach ausgeprägtes und äusserst brüchiges Band (heikel) zum Grat zurück. Auf dem Grat angekommen stellt sich nochmals ein kleinerer Aufschwung in den Weg (rechts umgehen, brüchig, aber leicht). Ab hier bleiben die Felsen bis zum Gipfel weiterhin brüchig, sind aber leichter und das Gelände weniger steil." Ca. 1.5 h.
Alternativen: Über die Route abseilen, oder Abstieg über die Nordflanke (steil, viel loses Geröll).
Abstieg vom Gipfel des Vorab: Der Abstieg über den Vorabgletscher und die Martinsmadhütte ist zwar lang (4-5h), aber unkompliziert und landschaftlich schön; zudem bietet die äusserst freundlich bewartete Martinsmadhütte eine hervorragende Einkehrmöglichkeit!