Mit Armin 18/09/19
Die Überschreitung der beiden Gipfel der Pointe de Zinal interessiert mich schon länger - erstens wegen der imposanten Umgebung und zweitens wegen der auf den Fotos genussreich aussehenden Gratkletterei. Nun, am Ende einer Tourensaison mit einigen langen und schwierigen Unternehmungen steht mir der Sinn nach etwas Entspannterem, und als mein Vater ebenfalls den Wunsch nach einer Tour im herbstlichen Hochgebirge äussert, ist der Plan geritzt. Wir reisen mit Zug und Bergbahn nach Zermatt Schwarzsee und steigen von dort in etwa 3h zur Schönbielhütte auf, wobei uns auch meine Mutter ein Stück begleitet. Leider ist es etwas zu windig um lange auf der Hüttenterrasse zu sitzen und die imposante Gegend mit Matterhorn und Dent d'Hérens in uns aufzusaugen. Die Stimmung ist entspannt - neben uns sind nur noch 6 andere Gäste hier und wir sind die einzigen, die am nächsten Tag eine Hochtour geplant haben. Nach einem feinen Nachtessen gehen wir bald ins Bett.
Am nächsten Morgen frühstücken wir um 4:30 und marschieren um 5:00 los. Nach kurzen Wegfindungs-schwierigkeiten gleich nach der Hütte steigen wir steil die Kumme auf. Das Gelände ist hier sehr instabil, der aktuelle Pfad verläuft deshalb näher an den nordwestlichen Begrenzungsfelsen als auf der Karte verzeichnet und ist sehr gut angelegt. An einigen Stellen ist etwas Vorsicht geboten, man kann hier durchaus blöd verunfallen. Bei Punkt 3210 leitet uns der mit Steinmännchen gut markierte Weg hinunter auf den Hohwänggletscher. Wie montieren Steigeisen, seilen uns an und steigen auf perfektem Trittfirn und knusprigem Gletschereis auf während es hell wird und die Wolken für eine kitschiges Morgenrot sorgen.
Jetzt im Herbst weist der Gletscher viele Spalten auf, die Situation ist aber wegen der Ausaperung recht übersichtlich. Die Steilstufe auf 3300 lässt sich ganz am westlichen Rand gut überwinden, die Stelle ist allerdings ziemlich dem Steinschlag ausgesetzt. Um 7:30 erreichen wir das Col Durand und steigen in Gratnähe den zum Teil sehr grossen Spalten ausweichend zum Punkt 3582 auf. Nach ein paar Metern Steigeisenkraxelei auf dem Felsgrat folgt ein kurzer Firnhang bis wir den felsigen Nordwestgrat erreichen und die Steigeisen verstauen können.
Simultan am halblangen Seil geht es in leichter Kraxelei weiter, der Nordgipfel rückt schnell näher. Für die letzten paar Meter auf den Gipfelturm wechseln wir auf Standplatzsicherung und klettern an grossen, gutgriffigen Schuppen auf den Gipfel, welchen wir und 8:30 erreichen. Hier machen wir ausgiebig Rast auch wenn es wegen der Bewölkung nicht besonders warm ist. Der Ausblick aber verdient ein Innehalten: so viele 4000er sieht man hier, Obergabelhorn und insbesondere Dent Blanche sind zum Greifen nah. Zugegeben, es ist ein schönes Gefühl, daran zu denken, dass man all diese Berge schon bestiegen hat.
Wir klettern vom Gipfelturm ab und steigen simultan weiter über den Grat bis zum ersten Turm, welchen wir über seine Westseite erklettern.
An der Kante einer Platte klettern wir vom ersten Turm runter, wobei wir auch schon den Weiterweg auf den zweiten Turm studieren können. Sieht ja ganz schön steil aus für nur 3a!
Die Stelle geht wie erwartet leichter als sie aussieht, es finden sich gute Tritte und Griffe und man kann sich auch mal in den Kamin klemmen. Wer allerdings bei 3a schon am Limit ist, hat hier im Vorstieg nicht viel Spass... Anfangs lässt sich der Turm gut mit mittleren Cams absichern, weiter oben ist im Kamin eine Schlinge verklemmt, die man zur Absicherung brauchen kann.
Nun ist der Südgipfel zum Greifen nah - fast könnte man rüberspringen. In Wirklichkeit muss man aber etwa 7 Meter abseilen um dann wieder in genussreicher Kletterei auf den Gipfel zu steigen. Auch hier geht die Stelle wieder leichter als es aussieht, auf guten Tritten stehend traversiert man auf der Ostseite des Turmes an einer guten Schuppe nach links oben, wobei sich wiederum viele Sicherungsmöglichkeiten für mittlere Cams finden. Mir gefällt die Stelle so gut, dass ich sie am liebsten nochmals geklettert hätte...
Um 11 Uhr auf dem Südgipfel angekommen verstauen wir das Seil und steigen über den leichten Blockgrat zur Scharte ab. Hier, bei weissen Felsen, geht es nun erst rechts- dann linkshaltend auf der Ostseite durch die Flanke auf den Hohwänggletscher. Das Gelände mit viel losen Steinen und Kies auf Felsplatten ist ziemlich mühsam, aber immerhin ist die Route gut mit Steinmänner markiert und die Kletterei nicht schwierig. Auf dem Gletscher angekommen steigen wir Aufstiegsweg folgend zur Schönbielhütte ab, welche wir um 14:00 erreichen. Wir gönnen uns eine ganze Stunde Pause mit Bier und netten Gesprächen mit dem Hüttenwirtpaar und zwei englischen Tagesgästen - tief beeindruckt von der Fitness des schon 80-jährigen. Am Ende müssen wir uns dann noch ziemlich beeilen, um die letzte Bahn um 17:00 in Furi zu erwischen. Es klappt aber noch, und so reisen wir zufrieden zurück, wobei wir wie so oft einen Grossteil der Zeit im Speisewagen verbringen.
Gipfel: | Pointe de Zinal Nordgipfel und Südgipfel |
Route: | Überschreitung (Südgrat im Abstieg) |
Ausgangspunkt: |
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Höhe: | 3789 m |
Schwierigkeit: | ZS-/3a |
Karte/Führer: |
Hochtouren Topoführer Walliser Alpen (Silbernagel/Wullschleger) |
Material:
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30 m Seil, 3-4 Cams, Zackenschlingen (auch lange), 2-3 Expressen, Gletschermaterial |