Mit Holmger 30/07/18
Schon 2009 wollte ich den Rothorngrat aufs Zinalrothorn in Angriff nehmen - dies wurde damals aber durch gewitterhaftes Wetter verhindert; ein weiterer Versuch ein Jahr später scheiterte an einem halben Meter Neuschnee. Danach rückten andere Ziele in den Vordergrund - der Rothorngrat aber blieb wegen seinem vielgerühmten Fels in meinem Hinterkopf. Nun passen Wetter und Bedingungen und so nehmen wir nach einer gut dreistündigen Fahrt über den Furka nach Täsch den Zug nach Zermatt und wandern inkl. mehreren Pausen in dreieinhalb Stunden zur Rothornhütte, wo wir uns mit Bier, Kuchen und Blick aufs Matterhorn die Zeit zum Nachtessen vertreiben. Dieses ist wie immer auf der Rothornhütte hervorragend (sämige Polenta mit Ragout und viel Gemüse) und die Stimmung auf der trotz besten Bedingungen nicht mal halbvollen Hütte gut.
Um vier gibt es (eher karges) Frühstück, und kurz nach halb fünf gehen wir zügig um Stau beim Wasserloch zu verhindern über den gut durchgefrorenen Firn des Rothorngletschers. Der Plan geht auf, und dank guten Verhältnissen kommen wir ohne Steigeisen und seilfrei nach etwas mehr als einer Stunde zum Frühstücksplatz (P. 3761). Nur das letzte Stück des oberen Firnfeldes ist etwas eisig, so dass wir hier kurz den Pickel in die Hand nehmen. Bei Frühstücksplatz machen wir eine gut halbstündige Foto- und Trinkpause, montieren dann die Steigeisen und seilen uns für den Abstieg auf den Triftgletscher an.
Dieser ist leichter zu finden als ich befürchtet habe: erst über einen steilen Firnhang, dann über Geröllbänder schliesslich über einen Stein- und Eisschlagkegel gelangen wir zum Gletscher, den wir über noch gut eingeschneite Firnbrücken queren. Auch der Übergang zum Fels ist problemlos, wir verstauen die Steigeisen und gelangen erst über etwas brüchige Felsen, dann in Gehgelände rasch zum Ober Rothornjoch.
Um sieben klettern wir auf dem Rothorngrat los, über total kompakten, aber griffigen und perfekt strukturierten Fels, der sich stets sehr gut absichern lässt. Das Gelände ist einfach - eine etwas schwerer aussehende Stelle umgehen wir links in der Flanke. So klettern wir alles simultan, bis wir an einem Aufschwung eine Seilschaft einholen. Wir nutzen die Wartezeit für eine Pause und klettern dann mit Standplatzsicherung weiter. Da die Stelle aber leichter, ist als sie aussieht, wechseln wir gleich wieder auf simultanes Klettern und können so auch die beiden vor uns überholen.
In gutem Fluss geht es weiter - all die Berichte, die den Grat in den höchsten Tönen loben, haben nicht zu viel versprochen! Am Gendarm treffen wir dann nochmals auf zwei etwas schwierigere aber sehr schöne Kletterstellen, die wir in einer Seillänge sichern. In einfachem Gelände geht es hinauf zur Spitze des Gendarms und anschliessend runter in die Gabel, die wir um viertel vor 10 erreichen. Alles in allem empfand ich die Kletterei als relativ einfach - deutlich leichter als z.B. der Weissmies Nordgrat. Meiner Meinung nach erreichen höchstens 2-3 Stellen den unteren vierten Grad. Um die Zeitangabe von 5-6 h Hütte-Gipfel einhalten zu können, muss man aber schon recht zügig unterwegs sein.
Weiterhin simultan kletternd nehmen wir das letzte Stück zum Gipfel in Angriff. Bei der gut gesicherten Binerplatte habe ich sogar zu wenig Karabiner um alle Bohrhaken zu klippen. Der Grat ist praktisch schneefrei, so können weiterhin auf Steigeisen verzichten. Auch das Kreuzen mit anderen Seilschaften geht problemlos und wir erreichen um viertel nach 10 den Gipfel. Was für eine Freude über eine soweit perfekt verlaufene Tour!
Nach einer sehr ausgiebigen Gipfelrast, welche wir uns dank dem guten Wetter leisten können, machen wir uns auf den Abstieg zu Gabel. Auch dieser verlaufen problemlos, wir überholen eine sehr langsame Seilschaft und Seilen an der zweituntersten Sicherungstange ab. Hier hätten wir besser die unterste genommen, dann hätte bis zur nächsten Abseilstelle gereicht, so müssen wir halt über die Binerplatte abklettern, was ebenfalls gut geht. Auch im Couloir seilen wir ab, wobei wir wegen der Steinschlaggefahr froh darüber sind, genügend Distanz zur nachfolgende Seilschaft zu haben. Nach Abklettern und Traversieren im brüchigen Gelände und einer letzten Abseilfahrt stehen wir wieder auf dem Firn, wo wie nochmals pausieren und die letzen Trinkvorräte leeren.
Über den schönen Firngrat und ein Firnfeld gelangen wir zum Frühstücksplatz und von dort über die Aufstiegsroute hinunter zum Wasserloch, welches wir abseilender Weise überqueren - beim abklettern wären wir definitiv viel nasser geworden! Der Abstieg zur Rothornhütte ist dann etwa mühsam, weil sich unter dem Nassschnee tückische Blankeisstellen verbergen, die einem das Schneerutschen vermiesen. Bei der Hütte gibt es dann aber eine Pause mit viel Flüssigkeit, bevor wir dann weiter nach Zermatt runter gehen. Auch bei Hotel Trift füllen wir unsere Wasserspeicher nochmals - die Mägen werden dann kurz vor 19 Uhr unten in Zermatt im Restaurant Ross-Stall gebührend mit Bergsteigerrösti gefüllt. Ein perfekter Ausklang einer von A bis Z gelungenen Tour!
Gipfel: | Zinalrothorn |
Route: | Aufstieg Rothorngrat (SW-Grat), Abstieg Normalweg (SE-Grat) |
Ausgangspunkt: | Cabane du Grand Mountet |
Höhe: | 4221 m |
Schwierigkeit: | ZS+, 4b |
Karte/Führer: |
Hochtouren Topoführer Walliser Alpen (Silbernagel/Wullschleger) |