Als wir kurz nach 8:00 unser Auto bei den Parkplätzen Galenbödmen auf dem Furkapass abstellen, liegt noch Reif und es ist trotz Sonne wirklich frisch. Auf der gemütlichen Wanderung Richtung Chli Bielenhorn tauen die steifen Körper aber auf, es ist ein klarer, herrlicher Herbstag. Ein Blick Richtung Wallis, wo das Weisshorn weiss strahlt erinnert mich etwas wehmütig daran, dass heute auch ein super Tag für Hochtouren gewesen wäre... Bei den Einstiegen angekommen stellen wir etwas erstaunt fest, dass wir bis jetzt die einzigen sind, so fällt unsere Wahl auf die Sacremotion. Gemütlich machen wir uns bereit und packen - auch wenns noch warm ist - ein paar warme Schichten gegen den Wind ein.
Die erste Seillänge (6c) beginnt plattig-knifflig mit der Crux beim zweiten Bohrhaken, wo man weder gute Fusstritte noch Griffe hat. Danach kommt ein schöner Fingeriss mit einem langen Zug an eine Leiste und dann gleich weiter nach rechts an einen Henkel - schön, aber recht anstrengend. Technisch spannend aber etwas leichter geht es weiter, zuletzt entlang einem super schönen Handriss. Die Länge ist sehr gut abgesichert, nur der Riss verlangt ein, zwei Camplatzierungen.
Die längenabhängige Schlüsselstelle der zweiten Seillänge (7a) - eine plattige Traverse an einen Riss kommt gleich beim zweiten Bohrhaken - leider können wir sie nicht frei klettern. Danach geht es leichter weiter, zuletzt wartet nochmals eine schönen Mantlestelle zum Stand. Die dritte Seillänge (6b) ist eher technisch mit einer schönen Hangeltraverse an feinen Leisten, die zum Glück nicht so schwer ist, wie sie auf den ersten Blick aussieht. Nach einem Durchschlupf und ein paar Schritten über eine Felsbrücke schliesst die Seillänge recht schwierig und anstrengend an Rissen verschiedener Grösse ab.
Weiter geht es (6c+) in Verschneidung- und gemütlicher, aber schöner Piazkletterei - herrlich! Nach gut der Hälfte der Seillänge klettert man technisch spannend um die Kante und über die Platte, wobei man eine schöne Stelle mit hohen Fusstritt antrifft. Kurz vor Schluss dann wieder ein Längenproblem - wenn man die breite Leiste nicht erreicht, wird's wirklich schwierig. Abgesehen davon ist die Seillänge aber sehr, sehr soft für den Grad.
Nun folgen noch drei 6a-Seillängen, jede davon mit ein paar schönen Stellen, die noch etwas Kopf brauchen. Die erste geht etwas im Zickzack - hier sind wohl mehrere Linien möglich. Die zweite beginnt recht knifflig/unangenehm und schliesst dann in schöner anhaltender aber nic wirklich harter Verschneidung- und Piazkletterei ab. Die letzte beginnt steil an guten Griffen, nach einer Plattenstelle folgt dann ein kurzer, aber recht anstrengender Piaz - nun merken wir, dass wir nach zwei intensiven Klettertagen wirklich müde sind.
In schöner, leichter Verschneidungs-kletterei führt die Länge auf einen Turm. Drei Meter dahinter befindet sich ein windgeschützte Plätzchen, wo wir mit Blick auf die Walliser Berge etwas essen und trinken. In sechsmaligem Abseilen über die gute Piste kommen wir, abgesehen von zwei harmlosen Seilverhenkern bequem zum Einstieg. Nach erneuter Picknickrast wandern wir zur Sidelenhütte, wo wir uns Bier und Käserösti mit Spiegelei gönnen. Schliesslich geht es müde und zufrieden in schöner Herbstlandschaft zurück zum Auto, wo wir kurz nach 5 ankommen.
FAZIT: Für Schweizer Verhältnisse fantastische Granitkletterei und zu Recht ein Klassiker. Neben Hand- und Piazrissen sowie Verschneidungen finden man technisch spannende Wand- und Plattenkletterei. Kann man im Granit eine 6c klettern, ist die Route problemlos machbar, da die 7a Stelle ohne Probleme technisch überwindbar ist und die 6c+ Länge (meiner Meinung nach) eher mit 6b+ zu bewerten ist. Die Route ist gut abgesichert (zum Teil jedoch altes Material), selber legen muss man nur dann, wenn das auch sehr gut geht. Allerdings sind Haken für kleine und mittelgrosse Kletterer oft mühsam zu klippen.