Mit Matthias 10/05/14
Acht Jahre nach unserer ersten (und für unser damaliges Können ziemlich abenteuerlichen) Tour über Adlerspitzli-Geisstock SW Wand-Wissnollen-Gipfelkopf auf den Grossen Mythen beschliessen wir, wieder zum Mythen zurück zu kehren, zumal für viele andere Mehrseillängentouren noch zuviel Schnee liegt. Mit dem 6:08 Zug gehts von Baden über Zürich, Wädenswil, Einsiedeln nach Brunni und mit der Seilbahn zur Holzegg, wo wir kurz nach acht Uhr zügig Richtung Zwüschenmythen losmarschieren. Auf guten Wanderweg vorbei an grossen Gemsherden steigen wir nach Zwüschenmythen und dann abwärts bis zur Kehre bei der ein Weg zur Holzflüelihütte abzweigt (1230 m.ü.M.). Nun geht es wieder steil aufwärts, erst durch den Wald, dann über Wegspuren, abschüssige Gras- und Schuttbänder und einen mit Stahlseilen gesicherten Felsriegel.
Der Einstieg in die Route ist dank der Markierung leicht zu finden. Um 9:30 steigt Matthias in die erste Seillänge (5b), die neben grasigen Passagen auch schöne (bei uns leider noch etwas nasse) Passagen hat. Ich übernehme die nächste Seillänge (6a), ebenfalls an vielen Stellen nass, aber mit durchwegs interessanter Kletterei. Die relativ knappe Absicherung stellt Anforderung an die Wegfindung und ich bin froh, ein Set Keile dabei zu haben (es hat aber für Kalkfels erstaunlich viele, gute Platzierungen). Die nächten beiden Seillängen fallen Matthias zu. Die erste (7a) ist technisch interessant, erfordert aber auch viel Kraft und Ausdauer. Die folgende Seillänge (7b) - wie die vorhergehende in stabilen Fels - ist weniger pumpig, aber schwieriger zu lesen. So muss man nach Klippen eines Boltes wieder abwärts klettern um an guten Griffen und Tritten ein paar Meter nach rechts zu traversiereren.
Die 5. kurze Seillänge (6a+) steige wieder ich vor. Nach Überwinden des brüchigen Überhanges gleich nach dem Stand folgt interessante Kletterei in gutem Fels. Matthias übernimmt die nächste Länge (7a+), bei der sich die Schwierigkeiten vor allem auf zwei Stellen konzentrieren, und macht bei einer Legföhre Stand (grosse tote Föhre + kleine lebende Föhre + Keil) - kein optimaler Stand aber wegen Seilreibung notwendig. Die nächste Länge (7b) ist kurz: nach einer relativ langen und schlecht abzusichernden Strecke bis zum ersten Bolt folgt eine harte Schlüsselstelle. Am folgenden guten Stand machen wir kurz Pause, essen Aprikosentörtchen, Brot und Schoggi. Es ist 3 Uhr und einige Wolken sind aufgezogen, sehen aber nicht bedrohlich aus, so beschliessen wir, weiter zu klettern. Ich steige die nächste Länge (6a+) vor. Nach ein paar recht kniffligen und athletischen aber spannenden Passagen (eher 6b) in gutem Fels komme ich in eine brüchige, grasige Passage. Ich kann durch Legföhren hindurch 2 Bolts erspähen, der Weg dorthin sieht aber durch Föhren versperrt aus und das Topo sieht in der Mitte einen Quergang vor. So traversiere ich also nach links, das stellt sich aber als falsch heraus und ich quere wieder nach rechts. Die richtige Traverse kommt dann erst am Ende. Wegen der Seilreibung komme ich kaum mehr vorwärts, gelange aber schliesslich über erdige Grasbänder und an Wachholderbüschen zum Stand.
Unterdessen hat sich das Wetter stark verschlechtert und über den Vierwaldstättersee zieht eine Gewitterfront heran. Hastig blasen wir zur Rückkehr und seilen ab, während es zu regnen beginnt. Glücklicher- weise hören wir das Donnergrollen nur aus der Ferne und als wir nach einer sechsmaligem Abseilen eine Stunde später wieder am Einstieg stehen hat der Regen aufgehört - das Gewitter hat uns nur gestreift. Trotzdem packen wir sofort zusammen, denn wir wollen den heiklen Abstieg zurücklegen, bevor des Unwetter zurückkehrt. Nach ein paar hundert Metern über Gras und Schutt erreichen wir eine Geröll- rinne, auf der es sich bequem runtersurfen lässt. Bei der Holzflüehli essen wir Schinken, Brot und Schoggi und wandern dann hinab nach Schwyz. Dort geniessen wir eine gute Pizza im Garten des Restaurants Sternen und nehmen dann müde aber zufrieden den Zug nach Baden.