Mit Matthias 03/07/16
Die Chrüzspinne wollten wir schon vor Jahren einmal klettern, damals war sie aber besetzt und so entschieden wir uns für eine andere Route. Eigentlich gut so, denn damals hätte ich - wenn überhaupt - höchstens die 6a Längen vorsteigen können; heute klettern wir überschlagend. Wir halten uns brav an das Fahrverbot und gehen zu Fuss vom Parkplatzoberhalb Turrenbach, schliesslich ist das ein gutes Hochtourentraining. Ausserdem sind die im Führer angegebenen 2 h 30 völlig übertrieben - wenn man zügig aber ohne zu hetzen marschiert ist man in 90 Minuten am Wandfuss. Am Vortag und in der Nacht hatte es geregnet, das hohe Gras ist noch klatschnass und der von Kühen zertrampelte Weg sumpfig. Auch hängen die Wolken bis ins Tal herunter und nasse Streifen ziehen sich über die Felsen - soweit man sie durch den Nebel sehen. Etwas erstaunt stellen wir fest, dass schon vier andere Seilschaften am Wandfuss sind - oft ist man hier allein (allerdings bietet sich das Gebiet nach den intensiven Regenfälle natürlich an, da es relativ schnell trocknet). Zwei der Seilschaften steigen in den Schwarzpeter, eine Dreierseilschaft in das Leiterlispiel, und die vierte Seilschaft will wie wir die Kreuzspinne klettern. Da wir früh dran sind und keine Eile haben, beschliessen wir zu warten und nach ihnen einzusteigen. So essen wir etwas, machen uns gemütlich bereit und ziehen alle Kleider an, die wir dabei haben, denn hier im Nebel und Wind ist es ganz schön frisch (wie Philippe treffend sagt: heute ist der Ofen ein Kühlschrank…)
Ich beginne mit der ersten Seillänge (6b), die nach einem grasigen Einstieg technisch spannende, schöne Kletterei bietet. Mit vor Kälte tauben Fingern fällt es mir aber nicht so leicht, ich kann kaum abschätzen, ob ich mich an den doch schon recht kleinen und scharfen Griffen festhalten kann. Beim Stand angekommen, hat sich der Nebel aber etwas verzogen und es beginnt wärmer zu werden. Matthias klettert die nächste Seillänge (6c+). Die Crux beginnt beim ersten Haken - ein Blockierzug mit hohem Fuss, dann gehts anhaltend - aber super schön - weiter. Obwohl die Seillänge eher technisch als physisch fordert, werde ich ganz schön gepumpt. Irgendwie gelingt es mir noch nicht ganz, auf dem ungewohnten Fels meinen Füsse zu vertrauen. Beim Stand gehts für mich gleich mit der nächsten Seillänge weiter, zum Glück leichter (6a). Bis auf eine kurze brüchige Stelle und einen kleinen, technisch spannenden Aufschwung herrscht hier entspannte Kletterei an guten Griffen vor. Im selben Stil setzt die vierte Seillänge (6a) fort - man könnte es fast schon steigen nennen.
Die fünfte Seillänge (6b+) wartet gleich zu Beginn mit einer kniffligen Stelle ums Dach auf und ich bin froh um die gute Absicherung. Leichter aber nie trivial geht es in super schöner, Kletterei weiter - eine sehr abwechslungsreiche Seillänge! Die gesamte Route ist (auch in den leichteren Längen) sehr gut abgesichert. Trotzdem braucht es etwas Vorausplanung des Kletterweges - die Haken direkt anzuklettern würde oft in einer Sackgasse enden. Die nächste, eher kurze Seillänge (6c) beinhaltet eine plattige Crux gleich beim Haken, danach wird es leichter und weniger grifflos als es zunächst ausschaut. Die siebte Seillänge (7a/6b p.a.) beginnt einfach aber brüchig, so bin ich froh als ich die erste Sicherung klippen kann. Der untere Teil des Daches ist ebenfalls äusserst brüchig und ich Klippe den zweiten Haken mit während ich mich an der fixen Schlinge halte - im Vorstieg ist mir das freie klettern dieser Stelle zu unheimlich. Vom zweiten Bolt an wird der Fels aber wieder bombensolid und ich finde eine klettertechnisch lohnende Lösung übers Dach. Nun gehts weniger steil und leichter, aber super schön in kompaktem und gegen Ende messerscharfen Fels zum Stand - trotz anfänglichem Bruch eine lohnenswerte Seillänge.
Die nächste Länge (7c/6b+ 3 p.a.) beginnt nach links traversierend eher einfach in gelben und nicht ganz stabilen Fels. Nach der Umgehung eines Aufschwungs kommt die 7c Crux. Wir können sie nicht frei klettern - im Klettergarten mit frischen Armen hätte man sie wohl nach etwas ausbouldern hingekriegt. Nimmt man hier nur zwei der drei p.a. Haken, so kommt man trotzdem in den Genuss von 2-3 technisch schönen Zügen um 7a. Die letzte Seillänge (6c) beginnt technisch fein und schön in scharfem Fels mit einer Traverse und weicht in leichtem Zickzack dem brüchigen Gestein aus. Sie ist bis zu letzt nicht besonders schwer, da man steht gut stehen kann - erst als man sich schon am Stand glaubt muss man sich nochmals konzentrieren und auf die Schuhsohlenreibung vertrauen.
Beim Wandbuch angekommen essen wir Energieguetsli und seilen dann fünfmal über die super eingerichtete Abteilpiste ab. Nun wartet noch der altbekannte Abstieg auf uns. Unterdessen ist das Gras trocken geworden, die Wege sind etwas weniger sumpfig, und unzählige reife Walderdbeeren am Weggrand versüssen uns den Rückweg.
Charakter:
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Sehr schöne Kletterei in meist kompakten, typischen Ofen-Kalk mit Listen und scharfen Tropflöchen. Gute Fussarbeit und Übersicht sind hier viel eher gefragt als ein grosser Bizeps. Die beiden p.a. Stellen lassen sich ohne "Gewürge" p.a. überwinden, dann ist die Route (von den beiden 6a Längen abgesehen) sehr homogen 6b+/6c - etwa das was der Vorsteiger klettern können sollte um die Route zu geniessen. |
Ausrüstung:
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12 Expressen, ein paar davon lang um Seilzug zu vermindern, auch wenn die Route geradlinig verläuft und sehr gut gebohrt ist. Zusätzliches Absicherungsmaterial ist überflüssig und kann auch nicht eingesetzt werden. |
Führer: |
Extrem Ost |