Mit Matthias 16/10/16
Einmal mehr zieht es uns zum Mehrseillängenklettern an den Ofen. An diesem kühlen aber über dem Hochnebel sonnigen Herbsttag bietet sich diese Felswand auch geradezu an. Bei frischen 3.5 Grad marschieren wir um 8:00 im dicken Pulli beim Parkplatz Turrenbach los. Als wir kurz vor halb 10 die Geröllhalde Richtung Einstieg hochkraxeln liegt die Route aber schon in der Sonne. Im Gegensatz zu den Routen weiter links, wo gute Pfade hinführen, ist der Zustieg zum "Spielverderber" etwas abschüssiger und mit meinen ausgelatschten Laufschuhen im nassen Gras etwas unangenehm. Trotzdem kommen wir gut zum Start der Route. Nach einem Picknick klettern wir um viertel nach 10 los. Die Temperaturen sind höchst angenehm und ich klettere praktisch die ganze Zeit im Sporttop, auch wenn ein paar wärmere Schichten im Rucksack dabei sind.
Die erste Seillänge (6b) führt über brüchigen Fels, Grasbänder und Platten und ist nichts besonderes. Dann aber gehts los (7b): Nach ein paar leichten Meter folgt steile, pumpige, gut abgesicherte Kletterei an grossgriffigen Henken - die Crux ist vor der verlängerten Exe. Nach einem langen, nicht besonders schwierigen Quergang muss ein etwas anstrengender Zug an einem nicht allzu guten Griff gemacht werden, dann geht es weiter in gutgriffiger aber pumpiger Kletterei - sehr cool! Die Länge hat keine sehr harten Einzelzüge, der Schwierigkeitsgrad ergibt sich aus der Summe an kraftraubenden Zügen.
Es folgt eine kurze Zwischenlänge (6b); gar nicht so einfach - jedenfalls wenn man direkt den Haken entlang klettert und die brüchige Kante links vermeidet. Wiederum nicht besonders schön, aber immerhin eine Gelegenheit, die Milchsäure aus den Unteramen zu vertreiben. Nun folgt eine der besten Längen die ich je geklettert habe: 45 Meter bewegungstechnische, nicht ganz senkrechte Wandkletterei an Löchern, Leisten, Seitengriffen, Schüppchen, Einfinger-untergriffen, Pinches und alles was man sich ausdenken kann. Gute Griffe hat man wenig, braucht man aber auch nicht wenn man richtig steht. Dank meiner geringen Körpergrösse kann ich mich oft mit den Füssen verspannen, Dropknees setzen und mit den Händen stützen. Nach einer etwas kniffligen Querung und Aufstehstelle kurz vor dem 2. Haken wird es etwas leichter, dann folgt nach etwa Dreiviertel der Länge die Crux: es wird steiler ohne dass die Griffe besser werden. Hier müssen auch mal kleine Griffe festgehalten werden. Sonst braucht die Länge kaum Kraft, aber ein grosse Bewegungsrepertoire. Einfach genial! Die Bolts sind hier weniger dicht als in den 7b-Längen, die Schlüsselstelle muss zwingend geklettert werden.
Die nächste Seillänge (7b+) beginnt mit ein paar leichten, brüchigen Metern, gefolgt von einem gut gesicherten, henkligen Überhang. Die Einzelzug-Crux kommt an der Dachkante, hier gilt es einen guten Schlitz zu erreichen. Diese Stelle kann leicht technisch überwunden werden. Danach folgt wieder fantastische technisch anspruchsvolle Kletterei im 6c-Bereich - ähnlich wie in der 7a-Länge, einfach steiler und mit etwas besseren und zum Teil äusserst scharfen Griffen. Die letzte Seillänge (6b+) beginnt mit einer sehr brüchigen Verschneidung, bietet danach aber wirklich schöne, für den Grad recht feingriffige Kletterei.
Kurz vor halb drei sind wir beim Wandbuch und stellen erstaunt fest, dass wir erst die fünfte Seilschaft sind, die sich darin einträgt. Der letzte Eintrag ist vier Jahre her. Auch wenn sich nicht alle ins Buch einschreiben, so haben wir beim klettern schon gemerkt, das die Route selten gemacht wird. Definitiv unverdient - zwar ist die Route kurz, die Kletterei auf den schwereren Seillängen aber exzellent. Wir seilen sechsmal ab (mit 60 m Seilen hätten viermal gereicht). In der zweiten Seillänge (von unten gesehen) lohnt es sich, den Karabiner des verlängerten Hakens zu klippen, damit man gut an den letzten Abseilstand kommt. Zufrieden darüber, eine weitere schöne Tour am Ofen geklettert zu haben wandern wir zum Auto zurück.