Mit Xavier
Kurzbeschrieb: Die Kombination der Südwand am Roten Turm aus dem Jahr 1947 (6 SL bis 6a+/6b) und der Südverschneidung am Hundstein von 1955 (8 SL bis 5c+) gehört zu den Pauseklassikern (Walter Pause - im extremen Fels) und bietet schöne, alpine und für den Grad recht steile, athletische Kletterei in reizvoller Landschaft. Neben einem old-school-Körperriss kommt man in den Genuss von Verschneidungen, Rissen und grossen Schuppen in meist solidem Fels. Die beiden Routen können auch problemlos als eigenständige Routen geklettert werden, dabei ist die Südwand am Roten Turm etwas alpiner und insbesondere bei der Wegfindung etwas anspruchsvoller.
Material: Gute Schuhe für den Zustieg zum Roten Turm, Halbseile (60 m von Vorteil), 12-14 Exen (die meisten lang), Cams 0.3-2 (evtl. 3), Zackenschlingen, evtl. Keile
Führer: SAC Führer Alpstein
Anforderung: Die obligatorisch zu kletternden Schwierigkeiten sind eher gering, frei geklettert bietet die Route aber einige Knacknüsse - die Bewertung ist nicht geschenkt. Die Route wurde kürzlich sanft saniert, alle schweren Stellen sind sehr gut abgesichert und können sogar A0 geklettert werden. Die einfachen Passagen sind aber meist clean bzw. weisen sehr altes Material auf. Die Absicherung mit Cams ist (bei entsprechender Erfahrung) sehr gut möglich, etwa 5b sollte sturzfrei beherrscht werden. Der Zustieg zum Roten Turm (T5-T6) bedingt sehr gute Trittsicherheit, die Kletterei an diesem braucht etwas Erfahrung in der Routenfindung.
Zustieg: Im Prinzip kann die Tour als Tagestour von Brülisau aus unternommen werden (insgesamt knapp 4h Zustieg), es empfiehlt sich aber eine Übernachtung im landschaftlich schön gelegenen und sehr komfortablen Berggasthaus Bollenwees oder in der Hundsteinhütte.
Von der Bollenwees geht man auf gutem Weg am nördlichen Ufer des Fählensees entlang zur Alphütte Fählenalp und an dieser vorbei, bis man die Spitze der Roten Turms passiert hat. Nun steigt man - nicht wie im Führer beschrieben die erste, sondern die zweite Rinne hoch und folgt guten Wegspuren und ein paar Stangen, um die Felsabsätze erst in einer Rechts- dann in einer Linksschleife zu umgehen.
Weiterhin problemlos aber steil steigt man durchs Mörderwegli auf und folgt dem Weg in Richtung Hundstein, bis man an geeigneter Stelle über einen steilen, mit Felsen durchsetzten Grashang zum Roten Turm absteigen kann. An der Westkante des Roten Turms befindet sich eine Abseilstelle, die den letzten Abschnitt zum Routeneinstieg erleichtert.
Roter Turm Südwand:
Nach einer einfachen alpinen Einstiegslänge (4b), die ein gutes Auge für den Verlauf und Fingerspitzengefühl für den brüchigem Fels verlangt, folgt eine sehr schöne, technisch spannende Länge (6a; Foto: X. Gaillard):
2. Seillänge (6a) von oben: Hier braucht es schon einiges an Technik und Athletik. Die Crux ist sehr gut abgesichert, allerdings stecken die Bolts im soliden Fels und nicht dort, wo die Route am leichtesten zu klettern ist, was natürlich viel Sinn macht aber die freie Kletterei etwas erschwert.
In Seillänge (5c+) gilt es, den Abzweiger nach rechts nicht zu verpassen: dabei quert man einige Meter direkt unterhalb des kleinen Überhangs durch (Achtung Seilzug) und überwindet diesen dann (kurz aber knackig, A0 möglich). Es folgt eine Querung bis zum 2. Risssystem.
Nach Seillänge 4 (5b) klettert man am besten noch weiter (5c+) bis zu einem Zwischenstand unter dem Dach, da im Riss kein Stand mit 2 Bohrhaken bzw. eine geeignete Backup-Möglichkeit vorhanden ist und es ein unbequemer Hängestand werden würde. Zudem verhindert dies Seilzug in der darauf folgenden 6a+/6b-Länge. Dafür sind allerdings 60 m Halbseile notwendig.
Seillänge 4 (5b) und Verlängerung (5c+) von oben: Der ca. 50 Meter lange, sich gegen oben verengende Riss ist das Herzstück der Route. Die Kletterei ist ungewohnt bis etwas unangenehm - Beweglichkeit und/oder kurze Beine helfen ;-). Hat man die Lösung für die einzelnen Stellen gefunden, ist nie wirklich schwer, entspannte Passagen gibt es aber kaum (Foto: X. Gaillard).
Es folgt die sehr kurze, nominell schwerste Seillänge 5 (6a+/6b), dank sehr guter Absicherung und Möglichkeit sie A0 zu klettern, ist sie aber nicht die Vorsteigercrux der Tour. Ob technisch oder frei - aufgrund des sonst drohenden Seilzugs ist der Vorsteiger ist dankbar, wenn er vom Zwischenstand aus gesichert wird (danke Xavier!). (Foto: X. Gaillard)
Seillänge 5 von oben:
Genussreich geht es in einer 6. Seillänge (4c) zum Gipfel des Roten Turms:
Am Gipfel angekommen steigt/klettert man ca. 15 m ab und seilt dann 2x über die teilweise überhängende Nordwand des Roten Turms ab.
In wenigen Minuten gelangt man zum Einstieg der Südverschneidung am Hundstein.
Hundstein Südverschneidung:
Die erste Seillänge (5c) beginnt an für den Grad ziemlich kleingriffigen und schon etwas polierten Leisten. Einfach aber etwas lose geht es weiter bis zum Stand (Foto: X. Gaillard).
Seillängen 2 und 3 (beide 4b) sind solider und bieten flowige, recht steile, gutgriffige und nicht geschenkte Kletterei mit vielen guten Absicherungsmöglichkeiten. Der Stand von Seillänge 3 befindet sich etwas versteckt auf einem Plateau einige Meter rechts der Verschneidung.
Es folgt eine wenig schwierige aber attraktive Rechtstraverse (Seillänge 4, 5a), an deren Ende man noch etwas in die Verschneidung klettert:
Länge 5 (5b) folgt dann ebendieser Verschneidung und beginnt für den Grad recht knackig. Etwas leichter aber immer spannend und relativ anhaltend geht es in Piaz- und Verschneidungskletterei weiter, wobei viele Cams zum Einsatz kommen können. Meine Lieblingslänge!
Länge 6 (4c) ist nur kurz, bietet aber erstaunlich viel. Heelhooks, Faustklemmer und Dropknees auf wenigen Metern - wann macht man den schon sowas im 4. Schwierigkeitsgrad?!
Die Schlüsselstelle in der 7. Seillänge (5c+) ist nur kurz, aber für den Grat wirklich schwer, zudem häufig nass. Wiederum kann hier technisch geklettert werden. Em Ende der Länge wartet das Wandbuch.
Nun folgt die letzte richtige Seillänge (5a+) - nochmals herrlich grossgriffige, für den Grad athletische Kletterei mit sehr lohnenden Bewegungen:
Am Ende der Länge angekommen kann man dann noch in II-Kletterei zum Gipfel Kraxeln oder diesen über den Fussweg erreichen (Foto: X. Gaillard).
Abstieg: Über den blauweiss markierten Fussweg (T4) in etwa 1h zurück zur Bollenwees. Alternativ könnte auch über die "Höll" zum Einstieg beim Hundstein abgeseilt werden.