Teufelstalwand - Alpentraum (7a)

Mit Matthias                                                                                                                                                                               07/09/14

1. Seillänge, Alpenliebe, Teufelstalwand, klettern, Andermatt
In der 1. Seillänge

Mit dem September kommt endlich wieder etwas stabileres Wetter in die Schweiz und wir können wieder mal eine Mehrseillängentour unter- nehmen. Die Wahl fällt auf die Teufelstalwand bei Andermatt, da diese Wand praktisch den ganzen Tag in der Sonne liegt - wäre ja schade, bei dem langersehnten sonnigen Wetter im Schatten zu klettern. Kurz vor sieben fahren wir in Baden los und gelangen bei sehr wenig Verkehr nach Andermatt und von dort Richtung Oberalppass zum Weiler Nätschen. Um halb neun marschieren wir los Richtung - in den Rucksäcken nur das Notwendigste, da der Rückweg über eine andere Route erfolgt und wir deshalb nichts am Wandfuss deponieren können. Nach ein paar hundert Metern auf dem Strässchen biegen wir ab auf einen wunderschönen Pfad, der abwechselnd durch Wäldchen oder herbstlich gefärbte Heidelbeerstauden und Heidekraut führt. Nach einer halben Stunde wandern kommen wir zur Abseilstelle, wo wir dreimal abseilen müssen. Dabei haben wir Zeit, auf die gegenüberliegende Felswand der engen Schlucht zu schauen; dort befinden sich nämlich die Kletterrouten. 

2. Seillänge, Alpenliebe, Teufelstalwand, klettern, Andermatt
Die 2. Seillänge bietet Piazkletterei an einem Fingerriss.

Unten in der Schlucht muss ein Bach überquert werden, was bei dem momentanen Wasserstand nicht ohne nasse Füsse (und Hosen) geht... Der Einstieg ist leicht zu finden und um 9:45 klettern wir los. Wie erwartet haben noch einige andere Seilschaften die Teufelstalwand zum Ziel. In unserer Route sind wir aber die ersten, und auch die nachfolgenden fünf Seilschaften wählen eine der drei anderen Routen. Die erste Seillänge (6a) ist physisch wenig anstrengend, technisch aber gar nicht so leicht, mit einer kniffligen Stelle um eine Kante. Die zweite Seillänge (6c) beginnt mit einem dünnen Fingerriss, an dem gepiazt werden muss. Zum Glück kann man meist gut stehen. Der zweite Teil der Seillänge ist etwas leichter, aber bewegungstechnisch sehr interessant. Die dritte Seillänge (6c) bietet wiederum typische, sehr fordernde Granitkletterei; erst ein anstrengender Handriss, dann Piazkletterei und schliesslich ein paar Meter als Ganzkörperriss. Die nächste Seillänge (6b) ist etwas leichter und weniger anstrengend: die ganze Länge folgt einer griffigen Piazkante mit meist guten Tritten auf beiden Seiten - sogar ein Kneebarr ist manchmal möglich - zum Abschluss folgt ein Dach, an dem man sich an guten Griffen vorbei und darüber schiebt - eine Genusslänge!

3. Seillänge, Alpenliebe, Teufelstalwand, klettern, Andermatt
Der Start der anstrengenden 3. Seillänge

Weiter geht es mit einer 6a-Länge, nie richtig schwer, aber auch nie ganz leicht; mit ein paar recht spektakulären Zügen und Spreizschritten über einen grossen Riss auf einen Turm und wieder zurück in die Wand. Die sechste Länge (7a) beginnt gleich recht knifflig und führt dann in pumpiger Kletterei über gute und weniger gute (Piaz)-Schuppen und Untergiffe nach oben. Hier gibt es eigentlich keine richtig schwierigen Züge, aber auch kaum leichte, und so wird man - gerade auch weil die Länge 40 Meter lang ist, ganz schön müde. Die nächste Seillänge (6c) braucht dann am Anfang recht wenig (Finger-)kraft; vielmehr muss man sich in einer seichten Verschneidung vorsichtig hinaufstemmen. Erst am Schluss warten ein paar powervolle Züge von Untergriffen an eine sloprige Kante. Es folgt eine 20-Meter lange Übergangslänge (5c) ohne erwähnenswerte Stellen. Die neunte Seillänge (6c) fordert die nun schon ziemlich müden Körper nochmals. Sie beginnt mit einer interessanten Hangeltraverse gefolgt von ein paar einfache Zügen, bevor ein sehr dünner Fingerriss und ein kleines Dach noch einmal Kraft verlangen.

7. Seillänge, Alpenliebe, Teufelstalwand, klettern, Andermatt
In der 7. Seillänge muss viel gestemmt werden

Vom Stand führen schliesslich 48 Meter leichte Kletterei (5a) und Kraxelei über zum Teil etwas flechtige Granitplatten zum Ausstieg. Hier ist es so gemütlich, dass wir uns gleich hinsetzen und etwas trinken und essen. Die mitgebrachten Zimtschnecken und Mangos können bequem mit feinen Heidelbeeren komplementiert werden - dazu muss man nicht einmal aufstehen! Kurz nach halb vier machen wir uns dann an den Abstieg, wobei zuerst aufgestiegen/gekraxelt werden muss. An den Fixseilen dürfen die Bizepse nochmals etwas arbeiten, dann geht es über Felsblöcke und einen schönen Pfad abwärts. Wir geniessen den herrlich warmen Herbsttag und die Umgebung - an so einem Tag ist schon allein der Zu- und Abstieg eine Tour wert. Gemütlich wandern wir abwärts und gönnen uns im Gartenrestaurant in Nätschen Getränke und Apfelkuchen. Kurz nach 17 Uhr fahren wir wieder los. Jetzt hat es erwartungsgemäss mehr Verkehr und wir brauchen deutlich länger als für die Hinreise, aber was macht das schon nach so einem schönen Tag.


Charakter:

 

 

 

 

 

 

Sehr schöne und abwechslungsreiche Route mit Piazkletterei, Finger- und Handrissen und Verschneidungen in stabilen Granit mit guter Reibung. Die Kletterei ist relativ steil und fordert den ganzen Körper. Die Route liegt auch im Herbst noch mehrheitlich in der Sonne und ist ziemlich windgeschützt. Die 6c und 7a Seillängen sind schon fast kletterhallenmässig abgesichert, es müssen - im Gegensatz zur "Wilden 13" - keine Sicherungsmittel mitgenommen werden. Bei den leichteren Seillängen sind die Haken für kleinere Personen oft schwer zu klippen.

Führer:

Extrem Ost 

Tipp:

 

 

Je nach Wasserstand des Baches in der Schlucht sind nasse Füsse unumgänglich; bei der Anreise mit dem Auto kann es sich lohnen, ein paar trockene Socken/Schuhe für die Heimfahrt mit zu nehmen.

7. Seillänge, Alpenliebe, Teufelstalwand, klettern, Andermatt
Luftige Kletterei in der 5. Seillänge