Grand Capucin - Schweizerführe/O Sole Mio (6a+)

Mit Holmger                                                                                                                                                                                18/08/21

Kurzbeschrieb: Die Kombination der beiden Routen - Seillängen 1-7 der Schweizerführe plus Seillängen 7-10 der O Sole Mio - wird von vielen Klettern so gewählt, da man dadurch im unteren Teil die schönen Längen der Schweizerführe geniessen kann und im oberen Abschnitt um die 6b+-Technokletterei herum kommt (es sei denn, man kann 7b-Fingerrisse frei klettern...) und stattdessen in den Genuss von kniffliger Wandkletterei kommt.

Die Route bietet abwechslungsreiche Verschneidungs-, Wand- und etwas Risskletterei in grandioser Hochgebirgsumgebung und führt auf einen imposanten Felszacken. Alle Stände sind gebohrt und zum Abseilen eingerichtet, die Plattenlängen sind (nicht sehr üppig) mit Bohrhaken gesichert und in den Risslängen findet man ab und zu (eher willkürlich platzierte) Schlaghaken und einige Fixfriends/-Keile. Abgesehen von der 6a+ Risslänge (Seillänge 7) fanden wir die Schweizerführe nicht besonders hart bewertet, die Längen der Sole Mio waren aber recht knackig für den Grad.

 

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Auf dem Zustieg zum Grand Capucin; der Bergschrund ist schon weit offen.

Material: 50-60 m Halbseile, Cams 0.3-3, mittlere doppelt, Keile, Schlingen, 10 Exen, Gletscherausrüstung für den Zustieg

Führer: Hochtouren Westalpen Band 2 (Rother Verlag), Chamonix (Rockfax) oder Mont-Blanc GRANITE vol 4 (JMEditions); Seillängennummern und Schwierigkeitsbewertung in diesem Bericht beziehen sich auf den Mont-Blanc GRANITE.

Anforderungen: Ein solides 6b Level ist empfohlen, um stressfrei und flüssig durch die Route zu kommen. Da die 6a+-Risslänge aufgrund der vielen Fixfriends und -keile im Notfall auch technisch gelöst werden könnte, liegt die Vorstiegsherausforderung Chamonix-untypisch eher in den Plattenlängen, wo auch mal deutlich über dem Haken fein angetreten und aufgestanden werden muss. Ein geübter Umgang mit mobilen Sicherungsmittel ist natürlich ein Muss. Im ersten Abschnitt ist die Wegfindung nicht ganz einfach. Der Zustieg führt über einen spaltenreichen Gletscher sowie einen zeitweise beträchtlichen Bergschrund und bedingt somit Hochtourenerfahrung; der Aufstieg durch das Couloir erfordert je nach dessen Zustand Erfahrung in leichter Mixedkletterei und mit brüchigem Gestein.

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Der Weg zum Einstieg hängt von den aktuellen Bedingungen ab. Wir haben den Bergschrund im Aufstieg links passiert (rot) und sind beim Abstieg in ihn abgeseilt (grün; Foto: H. Ullrich).

Zustieg: Von der Bergstation Hellbronner erreicht man in ca. 45 min. den Wandfuss im Cirque Maudit. Der weitere Zustieg hängt vom Zustand des Couloirs ab, welches im Optimalfall schneegefüllt ist. Bei Ausaperung empfiehlt es sich dringend, früh morgens aufzusteigen, denn sobald die Sonne das Couloir zwischen den Aiguillettes du Tacul und dem Clocher erreicht, wird dieses zur Steinschleuder. Man überwindet den Bergschrund (falls vorhanden) an geeigneter Stelle und steigt dann im Schnee respektive über Felsen und loses Geröll auf, bis man zu einer Plattform queren kann. Hier (idealerweise bei einem Abseilstandplatz) deponiert man Schuhe und Gletschermaterial und kraxelt ca. 100 m hinauf zu einer weiteren Platform (III-IV). Die Wegfindung ist nicht ganz einfach, man halte nach einer deutlichen Verschneidung Ausschau und lasse sich nicht von den vielen sich links der Route befindenden Standplätzen fehlleiten.

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Coole Kletterei in Seillänge 2 (6a); die Crux der Länge - eine Traverse unter dem Bauch - löst sich super auf (Foto: H. Ullrich)
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Interessante Kletterei auch auch in den einfacheren Längen - in der abgebildeten stecken unnötigerweise auch einzelne Schlaghaken. (Foto: H. Ullrich)
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Zum ersten Mal mit Risshandschuhen unterwegs - gebraucht hat es sie hier aber eigentlich nicht... (Foto: H. Ullrich)
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Was für eine Szenerie! In einem (missglückten) Versuch, die langsamere Seilschaft vor uns zu überholen, sind wir hier auf der 4. Länge der O Sole Mio unterwegs (5c). Sie führt wie die Schweizerführe zu einer bequemen Plattform. (Foto: H. Ullrich)
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Die 7. Seillänge (6a+), hat es ganz schön in sich... Oben sieht man schon das Dach der 7b/6b+A0 Länge, welche man sich sparen kann, wenn man nach oder kurz vor Ende der 7. Länge auf die O Sole Mio wechselt (Foto: H. Ullrich)
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Ein Wechsel ist keinesfalls als Notlösung zu betrachten: besonders Länge 8 bietet fantastische und anhaltende Kletterei an Schüppchen, Käntchen, Leisten und Rissen, die bei richtiger Kombination genau zur Fortbewegung ausreichen. (Foto: H. Ullrich)
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In 1 bis 2 einfachen Längen erreicht man am Schluss zügig den Gipfel.
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Endlich oben - aufgrund von Stau hat's doch deutlich länger gedauert... (Foto: H. Ullrich)
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Noch kurz die fantastische Aussicht geniessen und dann runter (Foto: H. Ullrich)

Abstieg: Abseilen über die O Sole Mio bis zur grossen Plattform, dann weiter über die Schweizerführe bis zum Schuhdepot. Je nach Zustand des Couloirs und Bergschrundes steigt man von hier zu Fuss ab oder aber seilt über Abseilstände von sich zentraler am Pfeiler befindenden Routen weitere 2-3 Mal  in/über den Bergschrund ab. Auf der Zustiegsroute steigt man schliesslich wieder zur Bahnstation Hellbronner auf (45-60 min, letzte Panoramabahn zur Aiguille du Midi 16:30, letzte Bahn nach Courmayeur 19:30 (Stand August 2021))

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Wie immer im Granit ist beim Abseilen etwas Bedacht gefordert, um Seilverhänger zu vermeiden (Foto: H. Ullrich)
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Zurück beim Materialdepot seilen wir zweimal schräg auf die Mitte zu haltend über Stände von zentral verlaufenden Routen ab... (Foto: H. Ullrich)
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...auf den Grund des Bergschrundes, von welchem wir problemlos raus und weiter absteigen können.