Mit Matthias 01/06/14
Der vierter Tag unseres Auffahrts-Mini-Roadtrips beginnt früh; erstens wegen dem nicht ganz stabilen Wetter, zweitens weil wir Stau in der Route befürchten und drittens, weil wir am Abend noch einen langen Heimweg haben würden. So fahren wir um halb sieben nach Kaffee aus der Themoskanne und etwas Brot von unserem Hotel in Zweisimmen los nach Matten, wo wir ins Fermeltal einbiegen, wo wir schon bald die Wand der Roten Fluh sehen können. In der Streusiedlung Büel parken wir bei einer Scheune und gehen kurz nach sieben Uhr los; erst etwa hundert Meter der Strasse entlang Tal abwärts, dann auf wir einen mit Wegweiser markierter Wanderweg, der von Bäumen gesäumt steil aufwärts führt. Nach einigen hundert Metern macht er Weg eine Rechtskurve und wir wandern fast horizontal dem Hang entlang über Wiesen und einen Waldstreifen. Irgendwann geht es uns zu weit nach rechts und wir beschliessen, stattdessen durch die steile Waldschneise direkt hinauf zu steigen. Oben angekommen treffen wir wieder auf den Weg, wir hätten ihm also folgen können... Immerhin wissen wir das nun für den Abstieg.
Etwas flacher geht es nun über Wiesen etwas nach links, wo uns Steinmännchen den Weg weisen. Das Gelände wird steiler und schrofiger bis wir an den ersten Felsriegel gelangen. Hier machen wir den Fehler, den Spuren zu folgen, die den Riegel auf der rechten Seite der Geröllrinne überwinden. Das funktioniert zwar, das Gelände besteht aber aus abschüssigen Gras- und Erdbänder und ist sehr exponiert. Beim Abstieg finden wir dann einen viel leichteren und sicheren Weg auf der anderen Seite der Rinne (im Aufstieg links davon). Oben am Band ist das Gelände etwas flacher, erfordert aber immer noch Aufmerksamkeit. Wir steigen unterhalb des nächsten Bandes nach rechts und finden so unsere Route (angeschrieben und Seilschlinge beim Einstieg.) Wir essen unsere Sandwiches aus dem Hotel und machen uns bereit. Hier auf 2100 Metern ist es kalt und ich ziehe Langarmshirt und Pulli an, zusätzlich kommen Regenhaut und Primaloftjacke im Rucksack mit. Kurz nach 9 Uhr steigen wir ein.
Die erste Seillänge (6a+) hat es schon ziemlich in sich: Klettertechnisch mit plattigen Stellen am Anfang und Schluss und einem Dach in der Mitte; mental durch die eher spärlich gesetzten Bohrhaken. Nach den Stand folgt eine Länge im grasigen Gehgelände, die zu einem bequemen Standplatz unter einem Dach führt. Dieses etwas splittrige Dach wird dann bei der nächste Seillänge (6b) überwunden, bevor herrliche Wandkletterei an superscharfen und spitzigen Tropflöchern folgt, wobei man nach der Hälfte der Länge praktisch die ganze von weiten sichtbare Felsplatte traversiert. Die folgende eher kurze Seillänge (6b+) beginnt in ähnlicher Manier, überwindet dann aber in schöner und athletischer Kletterei den Aufschwung rechterhand. Nach einer Gehpassage auf den Gras- und Schuttband folgt die nächste Seillänge (6c), die zwar nicht die klettertechnisch schwerste ist, aber wegen der wenigen Bohrhaken wohl die höchsten Anforderungen an Psyche und Wegfindung des Vorsteigers stellt. Wie bei den meisten Längen liegen die klettertechnischen Schwierigkeiten vor allem bei der Balance und Fusstechnik. Der etwas leichtere Mittelteil weist gute Griffe auf, gerade hier ist aber Vorsicht bei der Routenwahl gefragt, denn ohne Bohrhaken landet man leicht im schweren Gelände. Die nächste Seillänge (6c+) ist steiler und braucht deshalb auch mehr Kraft, wie alle vorhergehenden bietet auch diese Länge äusserst spannende und technisch anspruchsvolle Kletterei. Die folgende Länge (6a+) ist etwas leichter und bietet abschnittsweise Genusskletterei an grossen, vielfältig geformten Griffen, sie darf aber trotzdem nicht unterschätzt werden. In den letzten beiden Seillängen (beide 6b) wird die Wand etwas steiler und die Kletterei etwas athletischer, dafür sind aber die Griffe gross und die Finger bleiben fast automatisch an den scharfen Tropflöchern hängen... Ausserdem kann bei den Überhängen mit Stemmen und Eindrehen sehr viel Gewicht von den Armen genommen werden. Ein Genuss!
Die letzten Meter führen herrlich exponiert um eine Kante herum hinauf auf den Gipfel, wo wir kur nach 3 Uhr ankommen. Da wir trotz Daunenjacken frieren, essen wir nur kurz ein paar Nüsse und etwas Schokolade und machen uns dann ans abseilen. Nach der ersten wegen der Querung etwas mühsamen Länge seilen wir über die Nachbarroute Le Salamandre ab, um die nachfolgenden Seilschaften nicht zu stören. Das weiter Abseilen geht schnell und trotz Steinen auf den Grasbändern auch ohne Steinschlag. Wir können auch zwei Stände überspringen, mit 60 Meter Halbseilen hätte man wohl noch mehr auslassen können. Unten packen wir schnell alles zusammen und steigen ab. Über steile Grasbänder, leichte Felsen und bequem rutschende Geröllfelder kommen wir schnell zur Alp, wo wir – nun ausser Reichweite des Steinschlag - unseren Salami geniessen. Zwischenzeitlich hatte es leicht geregnet und gehagelt, nun ist es wieder trocken und windstill. Dem angenehmen Wanderweg folgen gelangen wir hinunter ins Tal. Kurz bevor wir zum Auto kommen sorgt eine wildgewordene Herde Kälber und Rinder nochmals für Spannung – wir können uns aber gerade noch mit einem Sprung über den Stacheldraht retten. Ein Blick zurück, ein Foto von der Wand – dann fahren wir kurz nach 6 Uhr zurück nach Baden.
Charakter:
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Grossartige Route in bestem Kalk. Gute Absicherung in den schwersten Stellen, grosse Abstände sobald es nur wenig leichter wird. Der Vorsteiger sollte 6c locker beherrschen um die Route geniessen zu können. |
Anreise:
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Mit dem Auto bis zur Streusiedlung Büel, (in der Nähe des Wegweisers parkieren), ca. 1.5 h bis zum Einstieg |
Führer: | Extrem West |