Mit Holmger 26/01/22
So gern ich Pulverschneeabfahrten mag - am liebsten sind mir Skitouren mit alpinem Charakter und etwas Kraxelei. Die guten Verhältnisse mit Lawinenstufe 1 nutzen wir also für die Skibesteigung des Châtillon durch das Goulotte à Pollux. Um viertel vor 9 starten wir beim Parkplatz Les Plan (Punkt 1534 m) in Les Mosses, wobei wir ein paar Worte mit dem Vater-Sohn-Gespann wechseln, die - wie ihre schon montierten Klettergurte verraten - dasselbe Ziel haben. Im Gegensatz zu uns haben sie aber vor, die Ski unten zu lassen und über das Couloir abzuseilen, anstatt zum Gipfel weiter zu gehen, was angesichts der hervorragend eingerichteten Abseilstände problemlos möglich ist.
Entlang der Loipe steigen wir nach Lioson d'en Bas auf und folgen anschliessend der (Schlittel)piste nach Lioson d' en Haut. Am Ufer des Lac Lioson entlang erreichen wir die Spur, die zum Couloir hinaufzieht. Leider wurde diese durch zu Fuss absteigende Bergsteiger arg in Mitleidenschaft gezogen und die erste steilere Stufe ist etwas mühsam zu überwinden. Dann geht es aber in unzähligen Kehren entspannt aufwärts, bis sich das Couloir so verengt, dass wir zu Fuss schneller sind.
Wir ziehen also Klettergurt und Steigeisen an, hängen Eisschrauben, Cams und Exen an den Gurt, binden die Ski auf und tauschen Stöcke gegen Eisgeräte. Die Seile bleiben vorerst noch auf den Rucksäcken, denn das im unteren Teil ca. 50° steile Gelände ist leicht und der gepresste Schnee heute gerade zu perfekt: Steigeisen und Hauen beissen sich ohne Kraftaufwand fest - nur meine Beine brennen etwas ob der schweren Last... Auch hier im unteren Abschnitt sind Standplätze angebracht. Bei schwierigen Verhältnissen ist man vermutlich gerade im Abstieg froh darum, heute interessieren sie uns wenig.
Als sich das Couloir weiter verengt und sich erste Felsstufen zeigen, seilen wir uns bei einem Standplatz an der rechten Begrenzungswand an, da wir uns nun vor der ersten der drei Mixed-Seillängen vermuten (was sich als richtig herausstellt). Nach ein paar Metern Schneegestapfe kann ich gleich einen neuen Bohrhaken klippen, bevor ich mich über leichte Felsen hochstemme. Hier gibt es sogar etwas Eis. Zwar ist die Auflage zu dünn, um Eisschrauben zu setzen, ich finde weiter oben aber ein gutes Placement für den 0.5-er Cam und später noch einen stabilen Felszacken für eine Schlinge. Bei den aktuellen Verhältnissen ist diese Länge sehr gemütlich, höchstens die Ski sind mir an den engsten Stellen etwas im Weg. Nach ca. 40 m komme ich zum Standplatz (wiederum rechts der Rinne), der wie schon der vorhergehende an einem von Steinschlag geschützten Ort platziert ist.
Nun steigt Holmger in die mit M3 bewertete Schlüsselseillänge ein. Vor dem kurzer Felsaufschwung - der schwersten Stelle der Route - befindet sich ein neuer Bohrhaken, 3-4 weitere folgen gut platziert auf den nächsten Metern. Auch mittlere Cams können gesetzt werden - wie auf der ganzen Tour ist der Fels aber oft splittrig-sandig, und gerade bei mehreren Seilschaften muss man beim Steigen etwas Vorsicht walten lassen. Die Seillänge endet nach etwa 40 m an einen Standplatz rechts.
Nun ist die spassige Kletterei leider schon zu Ende - auf der letzten Seillänge treffe ich nur auf Trittschnee ohne Kraxeleinlagen. Unsere Tour ist jedoch noch nicht fertig, wir wollen ja noch zum Gipfel. So steigen wir um 11:30 vom letzten Standplatz über den Nordgrat ein paar Meter zu einem geräumigen Sattel, wo wir Seile und Kletterausrüstung versorgen und eine ausgiebige Pause machen. Von hier hätte man bei den aktuellen Bedingungen problemlos nach Osten auf die Skitourenroute abfahren können, falls man sich den Gipfel hätte schenken wollen.
Da der Weiterweg über die Nordflanke etwas abgeblasen ist, gehen wir das erste Stück noch zu Fuss weiter und steigen dann auf dem Plateau bei 2380 m wieder in unsere Skibindungen.
Steil aber dank guter Spur problemlos steigen wir ohne Harscheisen bis zum Gipfel. Was für eine Rundsicht hat man hier! Mont Blanc, Drus und Vertes scheinen ganz nah. Auch wenn wir bisher kein bisschen gefroren haben, geniessen wir Wärme und Aussicht auf dem geräumigen Gipfel.
Die Abfahrt auf der rumpligen und harten Unterlage ist dann eher genussfrei und kostet mit dem schweren Rucksack recht Kraft. Ich bin etwas überrascht über die schlechten Verhältnisse - hatten wir doch zuletzt bei gleicher Exposition immer hervorragenden Schnee. Wir fahren östlich von Lué Boe (Punkt 2020) ab und folgen dann ab La Chaux Derrey (Punkt 1833 m) dem Wanderweg zum Lac Lioson. Das ist aufgrund der Gegensteigungnen etwas mühsam, spart uns aber ein Wiederauffellen zum Parkplatz. Über Skipiste und Loipe geht es schliesslich entspannt bis zum Auto.
FAZIT: Eine zwar eher kurze aber kurzweilige Tour mit diversen Facetten des Alpinismus. Nur das Couloir zu klettern wäre uns bei den aktuellen Bedingungen etwas zu kurz und einfach gewesen - zusammen mit der Gipfelbesteigung und Skiabfahrt wars aber eine runde Sache!
Gipfel: |
Le Châtillon |
Route: | Couloir à Pollux |
Höhenmeter: | ca. 1000 m |
Zeit Aufstieg: | Zustieg zum Couloir: 1h-1h15, Couloir: 1h15-2h, Gipfelaufstieg: 30-45 min |
Schwierigkeit: | ZS+, 50°, M3 |
Ausrüstung:
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2 Eisgeräte, Steigeisen, 50 m Halb- oder Einfachseil, 6-7 Exen, 2-3 Zackenschlingen, 3-4 mittlere Cams, 2-3 Eisschrauben |
Führer: |
Topo Drytooling&Mixte Suisse Ouest (Simon Chatelan) und hier |