Mit Holmger 17/11/24
Zum Sportklettern ist es grenzwertig kalt, in den Bergen tobt der Südwestwind und für Skitouren liegt noch zu wenig Schnee, deshalb lockt es uns wieder mal in die Nordwand des Stockhorns. Nachdem wir uns letztes Mal auf die einfachere Variante der Tschaboldroute "verstiegen" haben, wollen wir diesmal die schwerere Variante kennen lernen. Von Zuhause in Thun erreichen wir in gerade mal 20 Minuten Fahrtzeit die Talstation der Stockhornbahn und steigen um 9:20 in die Gondel - diesmal sind wir die einzigen mit Eisgeräten auf dem Rucksack. Oben angekommen bläst ein heftiger Wind. Da wenig Schnee liegt, ziehen wir die Steigeisen erst kurz vor dem Strüssligrat an – sehr komfortabel auf trockenem Gras.
Auf der Nordseite ist der Wind etwas weniger ausgeprägt, aber doch stärker als erhofft. An Schneehühnern vorbei erreichen wir rasch den mit zwei Plaketten markierten Einstieg. Aufgrund der niedrigeren Schneehöhe wählen wir einen etwas anderen Einstieg als letztes Mal - Möglichkeiten gibt es ja viele. Nach 2-3 Metern Kletterei folgt erstmal Gehgelände, bevor es dann relativ anhaltend einer Rissverschneidung entlang hinaufgeht. Gar nicht so einfach für M3, finden wir. Ausser einem Rundhaken am Anfang des Risses haben wir keine weiteren fixen Sicherungen gefunden. Nach 45 m erreicht man einen guten Standplatz an einem Felszacken (Bohrhaken und Schlinge).
Die nächste Seillänge ist, obwohl ebenfalls mit M3 bewertet, deutlich leichter und die Schwierigkeiten beschränken sich auf ein paar wenige Meter. Allerdings bedingt der etwas brüchige Fels entsprechende Vorsicht. Nach 20 Metern erreichen wir einen bequemen Bohrhakenstandplatz auf einen Band.
Für die nachfolgende Länge (M4) stehen diverse Möglichkeiten offen. Wir entscheiden uns für den Riss, der direkt vor uns liegt. Die Schwierigkeiten konzentrieren sich auf wenige Meter, für M4 dünkt es uns aber nicht ganz einfach. Dank zwei Schlaghaken und guten Camplacements lässt sich die Länge jedoch sicher gestalten. Die abdrängende Linksquerung am Ende des Risses ist für kleine Personen vermutlich einfacher als für grosse. Am besten bezieht man den Standplatz direkt oberhalb des Risses nach 20 Metern.
Nun folgen zwei Seillängen Gehgelände auf dem breiten Band, auf welchem sich die Tschabold mit der Tschabold light und später mit der Müllloch-Route vereinigt. Wir gehen hier simultan und hängen auch gleich die beiden Längen in der Rinne an, die der Tschabold und der Mülloch gemeinsam sind (M2).
Die Rinne ist diesmal kaum mit Schnee gefüllt und deshalb klar anspruchsvoller, die Stufen höher und das lose Geröll etwas unangenehm. Grosse Schwierigkeiten bereitet sich aber auch diesmal nicht und wir erreichen den schmalen Einschnitt mit dem Tiefblick nach Thun.
Die nächste Länge (M4) ist dann wiederum dank dem wenigen Schnee einfacher als auch schon, da man die Hooks in der Traverse sofort sieht.
Die letzte Länge (M3) über gefrorene Grasmotten ist ebenfalls schneearm und wir finden deutlich mehr Bohr- und Schlaghaken als die beiden letzten Male, so ist auch die Routenwahl ziemlich offensichtlich. Nach knapp 50 m erreichen wir einen Steinblock als Standplatz, verstauen das Material und spazieren – endlich an der Sonne – zum Gipfel. Wegen dem starken Wind zieht es uns aber rasch ins Gipfelrestaurant, wo die traditionelle Stockhornrösti auf uns wartet.
Gipfel: |
Stockhorn |
Route: | Tschabold, schwerere, rechte Variante |
Schwierigkeit: | M4, II |
Ausrüstung:
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2 Eisgeräte, Steigeisen, 50 m Halb- oder Einfachseil, 8 (lange) Exen, Zackenschlingen, Cams 0,3-3, evtl. Keile/Ballnuts |
Führer: |
Topo Drytooling&Mixte Suisse Ouest (Simon Chatelan) |