Mönch (4107 m) – Nordostwand

Mit Eva und Holmger                                                                                                                                  26/03/22

Mönch, Nordostwand, Hochtour, Jungfrau, Jungfraujoch, Überschreitung, Normalweg, Südarm, Südostgrat, SE-Grat S-Wand
Die Mönch-Nordostwand, aufgenommen vom Eiger

Die Lust, irgendwo eine Wand hoch zu pickeln ist gross, die Verhältnisse dazu in den meisten Wänden eher bescheiden. Eine Ausnahme scheint - zumindest optisch - die Nordostwand am Mönch zu sein. So besteigen wir mit unzähligen weiteren (Ski)-Bergsteigern um 7:20 in Grindelwald die Jungfraubahn und lassen und faul hoch transportierten. Während die meisten übrigen Tourengänger in Richtung Lauitor abfahren, ziehen wir fast einsam zum Obren Mönchsjoch

Da die Gletscher ähnlich schlecht eingeschneit sind wie die Nordwände, ist hier anseilen angesagt. In  Kehren steigen wir durch die Ostflanke des Mönchs auf, wobei ich wieder einmal mehr feststelle, wie mühsam ein angeseilter Skiaufstieg zu dritt sein kann - zumindest wenn alle paar Meter eine Spitzkehre fällig ist...

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Im Aufstieg durch die Ostflanke

Wir erreichen den Nordostgrat etwas zu hoch, nämlich dort, wo ein Felsriegel den Durchgang versperrt. Ewas mühsam und vorsichtig steigen wir über die harte Flanke ab, da wir wegen den montierten Harscheisen nicht einfach abrutschen können. Der Zeitverlust ist aber gering und bald ziehen wir über den flachen Gletscher des Oberen Ischmeers auf die Nordostwand zu.

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Im Zustieg (Foto: H. Ullrich)
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Etwas knifflig geht es um die Kante des Nordostgrates...
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...und über das Obere Ischmeer auf die Nordostwand zu.

Von weitem ist schwer zu erkennen, wo sich der doch beträchtliche Bergschrund am leichtesten überwinden lässt. In der Mitte ist er etwas geschlossener, doch weil wir von dort eine alte Spur nach rechts in Richtung Nordgrat führen sehen, ziehen auch wir ans rechte Ende der Wand.

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Wir gehts wo am besten über den Bergschrund?

Kurz nach halb 11, also etwa 2h nach Abmarsch, binden wir die Ski auf die Rucksäcke, hängen die Eisschrauben an den Gurt und machen bereit für die Wand. Während es bis hier hin noch angenehm warm gewesen ist, geht nun plötzlich ein giftiger Wind und unsere Hände sind sofort eiskalt. 

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Umrüsten für die Wand

Zum Glück stellt sich die Überwindung des Bergschrundes als nicht allzu schwierig heraus. Nach einem grossen Schritt und etwas Gewühle mit den Eisgeräten im losen Schnee kommt zum Glück äusserst gutgriffiger Firn. Etwas unheimlich ist es allerdings schon, da die Tiefe des Bergschrundes nicht abschätzbar ist und die Schneeauflage oberhalb des Bergschrundes zu dick, und im darunter liegenden Eis sichern zu können. Zum Glück kommen wir alle sturzfrei drüber und ziehen uns nicht gegenseitig aus der Wand.

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Mit einem grossen Schritt geht es über den Bergschrund.

Nicht ausrutschen heisst es auch anschliessend, denn anfänglich ist die Firnauflage immer noch zu dick, um das darunterliegende Eis in nützlicher Frist frei zu legen. Ideal ist ein solcher ungesicherter Aufstieg zum dritt am Seil natürlich nicht, allerdings würde es auch überhaupt keinen Sinn machen, das Seil, das immerhin einem Verschwinden im Bergschrund vorgebeugt hätte, nun wieder zu verstauen. Schliesslich wissen wir ja nicht, ob die Wand nicht schon bald völlig blank sein würde.

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Perfekter Trittfirn in der Wand macht den Aufstieg angenehm, mit Einschrauben sichern kann man allerdings noch nicht.
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Tiefblick

Tatsächlich wird die Schneeschicht gegen oben immer dünner, und mit etwas Grabarbeit lassen sich auch Eisschrauben setzen, so dass wir simultan gehend immer einen Sicherungspunkt haben.

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Im oberen Bereich der Wand lassen sich Schrauben anbringen.
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Blick zurück

Dank den guten Verhältnissen und sind die knapp 250 Höhenmeter relativ zügig überwunden und wir gelangen direkt aus der Wand auf den Gipfel - wirklich ein cooler Ausstieg!

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Auf den letzten Metern durch die Wand, links eine Seilschaft auf dem Normalweg
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Gipfel erreicht (Foto: H. Ullrich)
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Eine dicke Daunenjacke schadet heute nicht (Foto: E. Passarge)

Auch hier hält der frische Wind an und verdirbt uns die Lust an einem längeren Aufenthalt. So steigen wir bald auf gut ausgetretener Spur über den Normalweg ab. Der wenigenSchnee hatte in den letzten Tagen für die Jahreszeit ungewöhnlich viele Bergsteiger angelockt, die zu Recht von den guten Bedingungen auf dem Normalweg profitieren wollten.

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Über den schmalen aber gut ausgetreten Normalweg geht es hinunter.
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Dito, recht im Bild die Nordostwand, wo wir vor wenigen Minuten ausgestiegen sind.

Obwohl einfach, gestaltet sich die Kraxelei über die Felsen mit den aufgebundenen Ski überraschend kraftraubend und mühsam, und wir bewegen uns alles andere als geschmeidig. Natürlich hatten wir dies bei der Entscheidung, mit Ski zuzusteigen, eingerechnet. Nun sind wir aber doch etwas erstaunt über den grossen Unterschied. 

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Eine verlorene Eisschraube beschert Holmger noch einen Abstecher in die Ostwand.

Als das Gelände etwas einfacher wird, verstauen wir Seil und Steigeisen und machen endlich mal eine ausgiebige Pause, bevor wir dann noch den Rest des Abstiegs auf uns nehmen. Die Fahrt vom Einstieg bis zum Jungfraujoch geht dann blitzschnell, und ohne eilen zu müssen können wir uns - etwas müder als erwartet - um 15:49 in die Jungfraubahn setzen. Ab der Station Eigergletscher geniessen wir dann noch eine lange aber gemütliche Sulzabfahrt über die fast leeren Pisten nach Grindelwald - der perfekte Ausklang meiner sechsten Route am Mönch.


Gipfel:            Mönch
Route: Nordostwand
Ausgangspunkt:  Bergstation Jungfraubahnen
Höhe: 4110 m
Schwierigkeit: S, 60 °

Karte/Führer:

Eisrouten in den Alpen (Idea Montagna Editoria e Alpinismo)