Mit Armin, Holmger, Jonas und Philipp 19/04/21
Zustieg Oberaletschhütte: Zu fünft auf Skihochtour - das kommt bei mir eigentlich nie vor. Das Aletschhorn ist für mich aber der letzte noch nicht bestiegene Schweizer 4000er, und um die Komplettierung gebührend zu feiern, möchte ich alle mir wichtigen Tourenpartner dabei haben. So reise ich frühmorgens mit meinem Vater Armin nach Bern, wo Philipp, Holmger und mein Bruder Jonas zu uns stossen. Die Reise mit Zug, Bus und der Belalpbahn vergeht im Flug, und kurz nach 9:00 fellen wir mit schweren Säcken beladen auf schneller Unterlage dem Strässchen entlang zum Hotel Belalp. Dort gilt es, konzentiert auf dem schmalen Wanderweg abzufahren, wobei ein Fixseil etwas Sicherheit gibt. Ausrutschen ist in dem abschüssigen Gelände nämlich absolut tabu. Das steile Couloir mit der harten und sehr holprigen Schneeunterlage überwinden wir dann zu Fuss - auf Steigeisen können wir aber verzichten. Hier hätte es auch Bohrhaken zur Seilsicherung.
Weiterhin zu Fuss folgen wir bei Hirmi dem oberen und schon aperen Wanderweg bis zu Punkt 1980 m, wo wir dann auf rumpliger Unterlage genussfrei und recht kraftraubend abfahren. Von jetzt an aber geht es gemütlich und meist nur sanft ansteigend zur Talverengung bei Punkt 2132 m, wo wir nochmals ein paar Meter zu Fuss absteigen, bevor wir dann über den leicht coupierten aber insgesamt praktisch flachen Oberaletschgletscher ziehen. Rechts und links ragen die steilen Felswände empor, während wir - etwas deprimierend - tief unten in der Talsohle über die kümmerlichen Gletscherreste gehen. Zu sehen, wie tief unten der Gletscher liegt und wie wenig von ihm noch übrig ist, stimmt mich traurig.
Schliesslich biegen wir um den Südwestausläufer des Grossen Fusshorns und erreichen das Skidepot. Zu Fuss geht es erst auf einem Trampfelpfad, dann über Leitern und mit Ketten und Kabeln versehene Felsbänder zur Oberaletschhütte. Hier geniessen wir ein verdientes Bier und legen uns dann bis zum Nachtessen hin. Nach feiner Suppe, Salat, Risotto und Kuchen gehen wir bald ins Bett und schlafen für Hüttenverhältnisse ganz ordentlich.
Aletschhorn: Um 5:00 gibt es Frühstück mit feinem Müesli und frischem, feuchtem Brot, und um sechs machen wir uns an den Abstieg zum Skidepot, wofür wir Steigeisen anziehen, um zügiger und entspannter gehen zu können. Statt vom Skidepot abzufahren gehen wir die wenigen Metern bis der Gletscher ansteigt zu Fuss, so können wir direkt anfellen und im Aufstiegsmodus losgehen. Auch die Stirnlampe kann hier schon versorgt werden. Ausser uns sind heute nur noch 2 andere Teams am Berg - alle anderen Bergsteiger haben sich andere Ziele ausgesucht.
Gemütlich aber gleichmässig steigen wir auf. Bei der ersten steileren Stufe ist die schon vorhandene Spur im weichen Schnee etwas instabil und gibt unter unserem Gewicht ab und zu nach. Harscheisen brauchen wir aber keine. Da der Aufstieg sehr lange im Schatten liegt, ist mir trotz vier langen Schichten und Fausthandschuhe kein bisschen zu warm. Nach einer kurzen Trinkpause machen wir uns an die zweite steilere Stufe, welche wegen dem weichen Schnee ebenfalls etwas Kraft und (Spitzkehr-)technik braucht. Schliesslich kommen wir nahe der Mittelaletschlücke auf ca. 3700 m endlich in die Sonne und ein paar Kleiderschichten fallen.
Eine riesige Spalte umgehend queren wir den Hang und erreichen leicht das Skidepot bei 3734 m auf der Südwestrippe. Der Bergschrund ist an der Stelle wo wir ihn überqueren nur ansatzweise zu erkennen.
Wir deponieren Ski und unnötigen Ballast und steigen über die Südwestrippe auf. Die Verhältnisse sind gut und ohne Blankeis ziemlich einfach, so dass das Seil im Rucksack bleiben kann (ab den steileren Passagen bis um Gipfel befinden sich in regelmässigen Abständen Sicherungsstangen). Allerdings sind die Tritte im pulvrigen Schnee noch nicht verfestigt und der Aufstieg dadurch anstrengender als er es in perfektem Trittfirn wäre. So ziehen sich die 500 Höhenmeter zum Gipfel doch recht in die Länge. Nach einem kleinen Felsriegel mit leichten Kraxelpassagen ist das Gipfelkreuz dann aber plötzlich nicht mehr weit weg, und voll Freude erreichen wir den Gipfel.
Auf dem Gipfel darf zur Feier meines letzten Schweizer 4000ers natürlich ein kleines Gläschen Champagner nicht fehlen - danke fürs Tragen Holmger und Jonas! Angesichts des Abstiegs leeren wir aber nur die halbe Flasche, verschliessen diese mit Duct Tape und transportieren den Rest heil hinunter (ok, viel Kohlensäure bleibt nicht drin...)
Konzentriert steigen wir ab. Leider kommen dabei Wolken auf, so dass wir uns beim Skidepot nicht lange aufhalten und gleich die Abfahrt antreten. Nach den ersten hundert Höhenmetern wird die Sicht zum Glück wieder besser und die Abfahrt macht viel Spass. Der Schnee ist nämlich überraschend gut - meist "Sulver" oder "Pulz" (unsere Bezeichnungen für eine Art angesulzter Pulverschnee...).
Ganz zum Schluss ist der Schnee dann etwas krustig, aber da sind wir auch schon fast unten und traversieren möglichst die Höhe haltend unterhalb dem Rotstock und dem Grossen Fusshorn durch. So kommen wir praktisch ohne anzuschieben beinahe zum Klettersteig. Wir deponieren die Ski auf einem grossen Stein und steigen die Leitern zur Hütte hoch, was dank gemütlichem Tempo trotz gewisser Müdigkeit gar nicht mal so zäh ist wie befürchtet. Nun wartet der Rest des Champagners, Bier und später ein gutes Nachtessen. Am Abend verabschieden wir uns von Jonas und Armin, die ausschlafen können, da sie den Rückweg antreten, während Philipp, Holmger und ich etwas früher aufstehen müssen, um noch das Lötschentaler Breithorn zu besteigen. So oder so - wir sinken alle müde und sehr zufrieden mit der Tour ins Bett. Bei so einer grossen Truppe ist es ja schliesslich nicht selbstverständlich, dass alles reibungslos klappt!
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