Mit Holmger und Philipp 20&21/04/21
Lötschentaler Breithorn: Erneut werden wir von einem strahlenden Morgen begrüsst, als wir von der Oberaletschhütte aufbrechen. Nach der gestrigen Besteigung des Aletschhorns stehen für heute Nesthorn und Breithorn zur Diskussion. Weil das Nesthorn mit seinem anspruchsvollen Südgrat auch im Sommer eine lohnenswerte Tour ist, während Phillip und ich im Sommer den Blanchetgrat aufs Breithorn schon geklettert sind, aber wegen Lawinengefahr auf den Gipfel verzichtet haben, fällt die Wahl schliesslich auf das Breithorn. Zudem fühlten wir uns vom Vortag müder als erwartet, so kommt die eher kurze und nicht besonders anspruchsvolle Tour gerade recht.
Vom Skidepot fahren wir - nachdem alle ihre Sonnenbrille dabei haben - ein paar hundert Meter zum tiefsten Punkt der Tour, etwa dort wo sich Oberaletsch- und Beichgletscher vereinen, und fellen an. Anfänglich ist es frisch und ich gehe trotz müden Beinen recht zügig. Sobald die Sonne da ist wird es aber schlagartig richtig heiss. Die leicht glasige Spur erlaubt ein rasches und bequemes Vorwärtskommen.
Auf 2900 m, kurz nach der Abzweigung zum Beichpass und noch ausserhalb der Seraczone machen wir Pause. Der Weiterweg ist dann nicht nur wegen der zunehmenden Steilheit recht anstrengend, sondern auch, weil die Aufstiegsspur von gefrorenen Abfahrtspuren zerstört ist. Zudem müssen stellenweise in paar non herabgestürzten Seracs stammende Eisklumpen überstiegen werden. Die Gletscherwelt ist aber überwältigend und lenkt von den Mühen ab.
Auf einer Höhe von etwa 3500 m holen wir weiträumig nach Süden in Richtung Gredetschjoch aus, um die Spaltenzone zu umgehen.
Nach einer weiteren Pause ziehen wir dann ziemlich direkt auf das Breithorn zu, welches nun zum Glück plötzlich recht zügig näher kommt.
Beim Skidepot wechseln wir vom Ski auf Steigeisen und erklimmen den kurzen und einfachen aber sehr schönen Schlussanstieg zum Ostgipfel, auf dem wir gerade knapp alle Platz haben. Auf den Weiterweg zum Westgipfel verzichten wir, da der lange und stark verschneite/verwächtete Grat viel Zeit in Anspruch genommen hätte. Den Westgipfel würde man bei diesen Verhältnissen wohl besser direkt durch die Ostflanke besteigen, wobei heute das Überwinden des Bergschrundes auch nicht ganz einfach gewesen wäre.
Wir saugen das fantastische Panorama und die Gletscherwelt in uns auf und machen uns dann an den Abstieg zum Skidepot.
Für die Abfahrt wählen wir eine etwas direktere Variante. Zuerst ist der Schnee wunderbar leicht und unverspurt. Später wird er schwerer und die alten Spuren bieten uns mit ihren harten Schneeklumpen Widerstand. Zwar macht das Fahren immer noch Spass, ist aber gleichzeitig auch ein gutes Stück Arbeit. Auf ca. 2900 queren wir zum Nordarm des Nesthorn und können anschliessend ohne zu stöckeln am Unteren Torberg vorbei bis auf 2400 m gleiten.
Nun folgen noch knapp 100 Höhenmeter Aufstieg mit den Fellen sowie der tägliche Klettersteig zur Hütte. Dort gönnen wir uns erstmal eine superfeine Rösti mit Speck und Spiegelei (ah, tut das gut...) und machen einen Nachmittagsschlaf. Auch wenn es heute wegen der vorbestehenden Müdigkeit stellenweise etwas zäh war sind wir uns einig: die Tour aufs Lötschentaler Breithorn ist äusserst lohnenswert und man bekommt für eher wenig Mühen sehr viel hochalpine Atmosphäre.
Beichpass und Abfahrt ins Lötschental: Da für den heutigen Tag nur noch bis Mittag gutes Wetter angesagt ist, entscheiden wir, ohne weiteren Gipfel direkt zum Beichpass (3127 m) aufzusteigen. Wie tags zuvor gleiten wir über den erst flachen Beichgletscher und ziehen dann auf einer Höhe von knapp 2900 m nach Nordosten in Richtung Beichpass. Dank gut angelegter und zu diese Tageszeit noch nicht aufgeweichter Spur kommen wir bequem und zügig voran.
Kurz vor dem Grat wird es windig, und wie vorausgesagt ziehen Wolken auf. Der Tiefblick ins Lötschental ist wirklich eindrücklich! Wir ziehen die Felle ab und folgen den roten Plastikstangen dem Grat entlang aufwärts, wo sich die Einfahrt in das gebräuchliche Abfahrtscouloir befindet.
Bei der ersten Abseilstange entscheiden wir uns dazu, abzufahren und schnallen die Ski an. Zugegeben, das braucht (gerade mit meinen schon recht müden Beinen) etwas Mut, und viele Kurven mache ich nicht... Das Gelände ist doch ordentlich steil und es liegt eine schwere Neuschneeschicht, durch welche man nicht so leicht guten Grip auf der darunter liegenden Unterlage erlangt. Im felsdurchzogenen Gelände sollte man auch auf keinen Fall stürzen. Vereist ist es aber zum Glück nicht und wir kommen heil (und etwas stolz) im flacheren Gelände an. Meiner Meinung nach hätte Abseilen heute nicht viel Vereinfachung gebracht, da man damit noch nicht den flachen Abschnitt erreicht hätte. Man hätte aber wohl relativ einfach zu Fuss absteigen können, was den vorhandenen Spuren nach auch von einigen Vorgängern gemacht worden ist.
Nun wird die Abfahrt mental entspannt, braucht aber wegen den eher mässigen Schneebedingungen (von etwas Pulver über Pressschnee zu Bruchhast) trotzdem noch einiges an Kraft.
Kurz unterhalb von 2000 m beginnen wir, nach Westen traversierend abzufahren und überqueren die Lonza bei Chiematt. Dieser Abschnitt durch lichte Wäldchen, Mulden und über Kuppen macht nochmals richtig Spass! Auf der Loipe gelangen wir schliesslich ohne je die Ski abzuschnallen nach Blatten. Was für eine coole Abfahrt, und auch ohne Gipfel eine spannende, vollwertige Tour!
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