Mit Armin 30&31/03/21
Louwihorn und Zustieg zur Hollandiahütte: Heiss brennt die gleissende Sonne, als wir uns beim Ausgang des Stollenlochs auf dem Jungfraujoch bereit machen. So stopfen wir nach der kurzen und etwas rumpeligen Abfahrt über den Jungfraufirn zum Ostarm der Jungfrau alle Jacken in den Rucksack, bevor wir uns gemütlich an den Aufstieg zum Louwitor machen. Mein Blick schweift dabei zur Jungfrau, welche ich vor gut einem Monat besucht habe - damals waren wir etwa um diese Zeit bei pickelhart gefrorenem Schnee abgefahren. Bei den Temperaturen heute wäre das schon eher spät gewesen. Kurz vor dem Sattel holen wir eine achtköpfige Seniorengruppe ein. Später erfahren wir, dass der älteste Teilnehmer kurz vor seinem 80-sten Geburtstag steht - was für eine Leistung!
Wir deponieren die Rucksäcke beim Louwitor und machen noch einen kurzen Abstecher zum gut 100 Höhenmeter höher gelegenen Louwihorn (3777 m) - wer weiss, wann wir wieder hier vorbei kommen, und für diesen Gipfel hierhin reisen würden wir wohl nicht, auch wenn die Aussicht sehr lohnenswert ist. So sieht man zum Beispiel gut in die Nordwand des Gletscherhorns, ins Lauterbrunnental oder hinüber zu Jungfrau und Mönch.
Für einen längeren Aufenthalt ist es hier aber zu frisch, und so fahren wir durch die eindrücklichen Weiten des Kranzbergsfirns hinunter zum (noch weiteren) Grossen Aletschfirn. Der Schnee ist angenehm zu fahren. Zwar hart, aber mit einer vom Wind aufgepelzten, pulvrigen Oberfläche, die weiter unten leicht sulzig wird.
Hier gönnen wir uns nun eine ausgiebige Pause mit feinen Sandwiches an der warmen Sonne, bevor wir dann sehr gemütlich zur Lötschenlücke aufsteigen. Auch wenn ich von der Tour zum Combin de Boveire noch nicht ganz erholt bin, so sind meine Beine doch einiges frischer als nach der Jungfrautour, und die Strecke kommt mir längst nicht mehr so weit vor.
Bei der Hütte werden wir freundlich mit einem Willkommenstee begrüsst und geniessen gleich auch noch ein Bier dazu. Corona sei Dank sind wir im schönen Winterraum mit etwa 20 Betten ganz für uns und nutzen dies auch, um uns vor dem Nachtessen noch etwas hinzulegen und den Schlaf nachzuholen, welcher im hektischen Alltag gern mal zu kurz kommt. Um 18 Uhr gibt es dann feine Suppe, Salat und Tomatenrisotto mit Fleisch bevor wir vor dem Dessert von Sepp mit einem selbstgedichteten Lied beglückt werden - auf der Terrasse bei Sonnenuntergang (seht und hört es hier).
Äbni Flue und Mittaghorn:
Um 6 Uhr gibt es Frühstück und um 7:00 gehen wir bei Dämmerung los. Mit dem kräftigen Wind ist es überraschend kalt, selbst als wir in der Sonne gehen - was für ein Kontrast zum Vortag!
Wir gehen zügig und ziehen uns auf dem Äbeni Flue Firn eine zusätzliche Jacke an. Nach einer langen flachen Passage wird es hier etwas steiler und wir folgen der gut angelegten aber teilweise vereisten und dadurch etwas rutschigen Spur bis zum Sattel. Von hier erreichen wir über den breiten Gratrücken kurz vor halb 10 den Gipfel der Äbnen Flue (je nach Kartenvergrösserung auch "Äbeni Flue" genannt).
Nach einer Gipfelrast machen wir uns an die Abfahrt, wobei wir erst über die Aufstiegsroute hinunter schwingen, dann aber auf ca. 3700m an geeigneter Stelle unter den Gletscherabbrüchen nach Norden ausholen, um mit Schuss und möglichst ohne unnötigen Höhenmeterverlust zum Anujoch zu gelangen. Die gelingt uns in der Tat sehr gut und wir kommen trotzdem in den Genuss von ein paar schönen Schwüngen.
Hier ist es nun wieder unglaublich heiss, aber wir wollen nicht klagen. Nach dem Aufziehen der Felle steigen zum Anujoch und noch ein paar Meter weiter bis zum Beginn des Felsgrates, wo wir die Ski aufbinden und zu Fuss weitergehen. Nach eine paar leichten Metern kommt ein kleiner Absatz mit einer nicht allzuschweren aber sehr exponierten Abkletterstelle. Hier gibt es einen Sicherungspunkt, an welchem man auch abseilen könnte.
Der weitere Gratverlauf ist einfacher und geht schliesslich in eine Schneeflanke über - bei den heutigen Bedingungen mit Trittschnee und ohne Blankeis eine reine "Fleissarbeit" ohne jegliche Schwierigkeiten.
Was von unten aussieht wie der Gipfel entpuppt sich dann erst als Vorgipfel. Dies ist aber nicht weiter schlimm, denn der Weiterweg zum Gipfel ist fast flach und verläuft über einen hübschen Grat. Und auch über die Aussicht kann man sich schlicht nicht beklagen...
Nach einer ausgiebigen Rast machen wir uns dann an die Abfahrt. Jetzt um 12:30 ist der Schnee hier oben noch immer hart und nicht überall ganz einfach zu fahren. Die Eistürme und Gletscherspalten sind aber sehr eindrücklich und bilden ein richtiges Labyrinth, das es zu durchfahren gibt. Hier müssen die Kurven schon sitzen, will man nicht in einer Spalte landen. Ich bin nicht unglücklich darüber, dass die Spuren unserer Vorgänger den Weg weisen und wir nicht plötzlich in einer Sackgasse stehen.
Weiter unten wird der Schnee dann etwas weicher, wobei dies auch stark von der Hangneigung abhängt: die flachen Abschnitte sind noch überhaupt nicht aufgesulzt, während der 40-45° steile Hang auf 3400 m unterhalb der Felsen des Mittagjoch schon recht tief ist. Aufgrund dieses Teilstücks muss die Tageserwärmung unbedingt beachtet werden.
Wie geniessen noch ein paar Schwünge in perfektem Sulz, bevor dieser dann kurz vor der Anenhütte etwas tiefer wird. Gut zu fahren ist der Schnee aber immer noch, und wir freuen uns über die spannende Abfahrt ins Lötschental um Kuppen, durch kleine Täler und über Felsrücken - nie weiss man im Voraus, wo genau es weitergeht! Trotz hier schon recht leimigem Schnee müssen wir auch später auf der Loipe nicht mal sonderlich viel anschieben, und so erreichen wir kurz vor 14:00 Blatten. Hier gibt es erst einmal Bier und Chips am Take-away in der Sonne, bevor wir dann mit Bus und Zug zurück in den Norden reisen - rundum zufrieden mit der sehr empfehlenswerten Tour.
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