Mit Holmger 08/03/25
Nach einer strengen Woche mit viel Arbeit und wenig Schlaf fühlen wir uns etwas ausgelaugt, aber den letzten Tag vor der aufziehenden Front und die guten Bedingungen wollen wir dennoch nutzen – zumal die äusserst geringe Lawinengefahr einen etwas späteren Start erlauben würde. Nach diskutieren diverser guter Optionen fällt die Wahl auf das Rosenhorn, das ich im Gegensatz zu seinen "Geschwistern" Wetterhorn und Mittelhorn noch nicht kenne.
In der Rosenlaui finden wir gerade noch eine Parknische oberhalb des schon vollen Parkplatzes und gehen um halb acht los. Die meist etwas mühsam zu gehenden ersten 300 Höhenmeter gestalten sich heute recht angenehm. Der Wald ist noch sehr gut eingeschneit und die Spur griffig, so dass wir keine Harscheisen brauchen und die Ski nur zweimal für wenige Meter tragen müssen.
Den Wald hinter uns gelassen, steigen wir bequem auf guter Spur auf, zwei Lawinenkegel lassen sich mit Ski an den Füssen überqueren. Nach einer flacheren Passage wird das Gelände wieder etwas steiler und wir erreichen mit in Spitzkehren die Mulde zwischen der Moräne und der Felswand des Gstellihorns.
Beim Chragen unterhalb des Rosenlauibiwaks (ca. 2250 m) wir das Gelände wieder steiler – diese Passage stellt oftmals die Schlüsselstelle dar. Heute ist sie dank gut angelegter Spur und pulvrig-griffigem Schnee jedoch sehr angenehm zu gehen. Um 10:10 erreichen wir den sehr gut eingeschneiten Gletscher, und wenig später kommen wir auf 2625 m in die Sonne, wo wir eine Pause machen und Gstältli inkl. Spaltenrettungsausrüstung anziehen. Das Seil lassen wir im Rucksack.
Gemäss Karte führt die Route zum Rosenhorn ab ca. 2500 m direkt der Tossenwand entlang. Da wir dort jedoch nur Überreste einer alten Spur sehen und der Schnee zum Spuren mühsam wäre, folgen wir vorerst der gut eingespurten Route zu Wetter- und Mittelhorn und hoffen, weiter oben noch zum Rosenhorn queren zu können. Nach einer flachen Passage steigen wir in Richtung Wellhornsattel auf, wo dann auf 2880 m klar wird, dass heute noch niemand von der Rosenlaui aufs Rosenhorn aufgestiegen ist. Der Gletscher ist aber gut eingeschneit und die Schneeoberfläche trägt, so queren wir hier in Richtung Ränfenhorn, um so die offizielle Route zum Rosenhorn wieder zu erreichen.
Wir steigen etwas nördlich der Westlichen Wetterlimi auf, wo der Schnee noch pulvrig und die alte Spur gut erhalten ist. In einer grossen Linksschlaufe erreichen wir schliesslich auf 3500 m den Schlusshang zum Skidepot.
Da dieser Hang hart und mit einer dünnen Windeisschicht überzogen ist, beschliessen wir, schon ab hier mit Steigeisen weiter zu gehen, da dies zeit- und kraftsparender ist. Auch die Rucksäcke und Gletscherausrüstung bleiben hier, einzig eine Jacke kommt ans Gstältli. Auf etwa 3620 geht die Flanke schliesslich in einen leichten aber teilweise exponierten und verwächteten Felsgrat über. Vom Vor- bis zum Hauptgipfel zieht es sich etwas, aber guter Trittschnee und trockene Felsen erlauben ein zügiges Vorwärtskommen, und kurz vor 14:00 erreichen wir den Gipfel.
Auf dem Gipfel ist es erstaunlich windstill und warm, vom Föhn und der aufkommenden Front merkt man hier nichts. Was für ein Traumtag! Wir tragen uns ins Gipfelbuch ein und geniessen Stille, Sonne und Aussicht.
Über den Grat und die Flanke erreichen wir zügig das Skidepot, wo wir nochmals etwas die Sonne geniessen und zufällig auf Bekannte treffen, die dabei sind, alle drei Hörner zu besteigen – chapeau!
Auf ca. 2080 m queren wir nach links, um ohne Gegenanstieg westlich der Rosenlauischlucht abfahren zu können, statt über die Aufstiegsroute durch den engen Wald. Heute ist dies gar nicht so einfach, denn die Felsen sind nur mehr knapp schneebedeckt und das Couloir schmal, steil und gestuft.
Nachdem wir uns durch etwas Bruchharst gekämpft haben, geht die Tour mit einer spassigen, bobbahnartigen Abfahrt durch den lichten Wald zu Ende. Schon fast traditionsgemäss schliessen wir den tollen Tourentag mit Döner am Bahnhof Meiringen ab, wo der Föhn schon ziemlich stark bläst und uns bestätigt, wie gut es war, den Tag noch genutzt zu haben.
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